SECHZIGMÃœNCHEN.
 

Blick zurück: Saison 1970/1971.

Das Löwen-Team in der Saison 1970/1971, hinten (v. li.): Horst Blankenburg, Gernot Fraydl, Horst Schmidt, Peter Brunner, Conny Holenstein, Manfred Purucker, Hans Rebele, Max Reichenberger, Franz Hiller, Manfred Wagner, Trainer Hans Tilkowski. Vorne (v. li.): Hans-Günter Kroth, Hermann Bredenfeld, Anton Deml, Hans-Peter Zacher, Georg Metzger, Anton Burghardt, Karl-Heinz Leufgen, Wolfgang Lex. 

Aus dem direkten Wiederaufstieg unter dem neuen Trainer Hans Tilkowski wurde nichts, obwohl der frühere National-Torwart einen Radikalschnitt durchführte. 14 Spieler verließen den Verein, zehn Neue kamen. Meisterspieler Hans Rebele kehrte zurück, sollte sein verlängerter Arm auf dem Spielfeld sein. Am Ende reichte es für die Löwen nur zu Rang vier. Negativer Höhepunkt: Beim letzten Saisonheimspiel gegen Villingen verloren sich gerade mal 1.000 Zuschauer im Grünwalder Stadion.

Der Schnitt, der beim TSV 1860 nach dem Abstieg in die 2. Liga vollzogen wurde, war groß. 14 Spieler hatten den Verein verlassen, zehn neue wurden verpflichtet. Ein neuer Trainer musste natürlich auch her. Die Wahl fiel auf den am 5. Januar 2020 verstorbenen Hans Tilkowski, den ehemaligen National-Torhüter. Als sein verlängerter Arm auf dem Spielfeld war Hansi Rebele auserkoren, der nach einem frustrierenden Jahr in der Bezirksliga beim MTV 79 München zum TSV 1860 zurückkehrte. Nachfolger von Petar Radenkovic, der nach dem Bundesliga-Abstieg mit 36 Jahren seine Karriere beendet hatte, wurde der österreichische National-Torhüter Gernot Fraydl. Dazu kam aus Ingolstadt ein gewisser Georg „Schorsch“ Metzger.

Durch den mittlerweile angehäuften Schuldenberg konnten die Abgänge – neben Radi waren das u.a. Klaus Fischer, Ferdinand Keller, Zeljko Perusic, Fredi Heiß und Rudi Zeiser – nicht adäquat ersetzt werden, um ein gewichtiges Wort beim Wiederaufstieg mitzusprechen. Für die Fans war die Situation ebenfalls nicht einfach. Die Gegner hießen nicht mehr Hamburger SV oder 1. FC Köln, sondern SV Göppingen, Opel Rüsselsheim oder FC Villingen 08.

Es zeigte sich schon bald, dass die Zielsetzung von Tilkowski, die sofortige Rückkehr in die Bundesliga, mit dieser Mannschaft nicht zu realisieren war. Nach acht Spieltagen lagen die Löwen nur auf Rang 15 unter 19 Teams, es lief alles andere als rund. Von den Neuzugängen wusste außer Rebele und Metzger keiner zu überzeugen. Fraydl wurde im Löwen-Tor zum Nervenbündel, der Schweizer Stürmer Conny Holenstein machte vor allem durch seine Autounfälle von sich reden, die sich in etwa mit der Anzahl seiner Tore (fünf) die Waage hielten.

Tilkowski tobte. Nach dem 0:1 gegen Rüsselsheim forderte er 300 Mark Geldstrafe für jeden Spieler. Was nicht viel half: Die Löwen überwinterten, ohne einen einzigen Auswärtssieg in der Vorrunde, auf Rang zehn mit 17:19 Punkten. Die beiden ersten Plätze, die zur Teilnahme an der Aufstiegsrunde berechtigten, schienen schon fast unerreichbar. Wilfried Kohlars, der zum zweiten Mal ein Comeback gefeiert hatte, war auch schon längst wieder weg. Nach drei Spielen hatte er endgültig die Schnauze voll.

In der Rückrunde ging’s dann etwas aufwärts, die Löwen erreichten zwischenzeitlich sogar Rang drei, holten 24:12 Punkte, aber mehr als ein Strohfeuer war das nicht. Am Ende langte es nur zum 4. Platz mit vier Zählern Rückstand auf den Zweite, den Karlsruher SC. Nur noch 1.000 Zuschauer verliefen sich im Oval des Grünwalder Stadions beim letzten Spiele gegen Villingen, das mit 3:1 gewonnen wurde. Absoluter Minus-Rekord für ein Heimspiel des TSV 1860 im bezahlten Fußball! Immerhin war der Zuschauerschnitt noch fünfstellig. Pro Partie fanden 10.622 Besucher den Weg ins Städtische Stadion.


KURIOSES

Brandstiftung im Sechzger?
Vermutlich war es Brandstiftung. In der von Freitag auf Samstag, 30./31. Januar 1971, brannte die Haupttribüne des Stadions an der Grünwalder Straße und wurde dabei ziemlich zerstört. Trotzdem fand am Samstag das Spiel der Löwen gegen Viktoria Aschaffenburg nach langen Verhandlungen mit den Verantwortlichen der Stadt und den Sicherheitsbehörden die Partie statt. Die Haupttribüne wurde natürlich gesperrt, ebenso waren die sich dort befindenden Umkleidekabinen nicht zugänglich. Die Notlösung: Die Spieler beider Mannschaften zogen sich in Omnibussen um, die hinter die Stehhalle gefahren wurden. Bis zum Mai desselben Jahres gab es keine überdachten Sitzplätze im Stadion.

Unmoralisches Angebot
Manni Wagner der einzige von den 15 Spielern aus der Meistermannschaft, der vier Jahre später mit dem TSV 1860 den Gang in die zweitklassige Regionalliga antrat, ohne dass er dazwischen für einen anderen Verein gespielt hatte. Der beinharte Verteidiger war 1953 mit 15 Jahren den Löwen beigetreten und hatte danach nie den Klub gewechselt. Obwohl es durchaus Angebote anderer Vereine im Laufe der Zeit gegeben hatte, blieb Wagner. Selbst sein Berater, Dr. Georg Otto Ratz, der für mich arbeitete, sagte zum treuen Manni: „Du bist ein Münchner, bleib da und spiel weiter für deine Sechzger.“ Im Sommer 1971 war Wagner 32 Jahre und hätte sicher für die Löwen weitergespielt. Doch das Angebot, das dem verdienten Spieler unterbreitet wurde, war aus seiner Sicht unmoralisch. „Ich sollte kein Grundgehalt bekommen, sondern nur pro Einsatz bezahlt werden. Da habe ich natürlich nicht mitgemacht und dem Vorstand gesagt, dass ich lieber gehe, wenn der Verein schon so sparen muss.“ Aus Ärger über das Verhalten der Funktionäre ging Manni auch nicht zum Abschlussabend, auf dem er verabschiedet werden sollte. Doch nachtragend war Wagner nicht. Später spielte er nicht nur für die Traditionsmannschaft des TSV 1860, sondern managte sie auch lange Jahre.


INTERVIEW MIT HANS-PETER ZACHER

Hans-Peter Zacher kam im Sommer 1970 vom SSV Reutlingen zu den Löwen. Zuvor hatte der Außenstürmer und Amateur-Nationalspieler für den KSC und SC Freiburg gespielt. „El Zacko“, wie er wegen seiner Spielweise genannt wird, spielte zwei Jahre für die Sechzger, absolvierte 18 Regionalliga-Partien (4 Tore) und ein Spiel im SFV-Pokal. Über Eintracht Bad Kreuznach kehrte er zurück zum SC Freiburg. Zacher absolvierte für die beiden Klubs 51 Spiele in der 2. Bundesliga Süd (10 Tore). Nach seiner aktiven Laufbahn kehrte er nach Bayern zurück, engagierte sich in verschiedenen Benefizmannschaften, auch im Traditionsteam der Löwen.

Die Saison 1970/1971 war Ihre erste bei 1860. Wie kam es zu dem Wechsel?
Hans-Peter Zacher: Trainer Hans Tilkowski kannte mich von der Amateur-Nationalmannschaft, wollte mich haben. Ich hatte in der Saison zuvor beim SSV Reutlingen in der Regionalliga Süd als Außenstürmer die meisten Tore erzielt. Die Löwen kauften mich aus einem Drei-Jahres-Vertrag heraus.

Es war die Spielzeit direkt nach dem Bundesliga-Abstieg. Wie war die Zielsetzung?
Zacher: Natürlich wollten wir direkt aufsteigen, aber wir kamen nicht gut aus den Startlöchern. Gegen uns war jedes Team hoch motiviert, brachte 130, 140 Prozent. Die Löwen besaßen einen großen Namen. Für alle Gegner war es das Spiel des Jahres. Bis sechs, sieben Spieltage vor Schluss waren wir gut dabei gewesen.

Hatten Sie ihren Wechsel bereut?
Zacher: Nein, es war für mich eine tolle Zeit. Ich habe mit Größen wie Rebele, Kohlars, Wagner und bis zur Winterpause mit Blankenburg zusammen gespielt. Dann wurde Horst aus finanziellen Gründen verkauft. Mit Ajax Amsterdam gewann er anschließend drei Mal den Europapokal. Er hat einen überragenden Libero gespielt, nur Franz Beckenbauer war zu dieser Zeit besser.

Können Sie sich noch an den 31. Januar 1971 erinnern?
Zacher: Natürlich! Wir gewannen an diesem Tag mit 3:1 gegen Viktoria Aschaffenburg. In der Nacht zuvor hatte jemand die Haupttribüne im Grünwalder Stadion angezündet. Wir mussten vor verkohlten Trümmern spielen. Trotzdem fanden noch 18.000 Zuschauer Platz. In einem Omnibus, der hinter die Stehhalle gefahren wurde, zogen wir uns um.

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