SECHZIGMÜNCHEN.
 

Blick zurück: Saison 1985/1986.

Das Löwen-Team in der Saison 1985/1986, hinten (v. li.): Klaus Seidel, Anton Schmidkunz, Andreas Peukert, Michael Frühbeis, Kurt Eigl. Mitte: Betreuer Hackl, Masseur Binder, Detlef Bruckhoff, Helmut Schmitz, Georg Heinle, Hans-Werner Grünwald, Andreas Löbmann, Udo Horsmann, Miroslav Gerhart, Trainer Wenzel Halama. Vorne (v. li.): Reiner Leitl, Joachim Goldstein, Jaroslav Netolicka, Christian Mock, Thomas Frick, Günter Brunner, Jürgen Korus. 

Mit viel Glück schafften die Löwen in der Bayernliga-Saison 1985/1986 als Zweiter den Sprung in die Aufstiegsrunde, weil Überraschungsmeister SpVgg Landshut keine Lizenz beantragt hatte. Dort blieb das Team ohne Sieg, verpasste erneut deutlich den Aufstieg in die 2. Bundesliga.

Im Sommer 1985 fand beim TSV 1860 wieder mal ein Großreinemachen statt. 13 Spieler mussten den Verein verlassen, zwölf Neue wurden geholt. Im Lauf der Saison kamen nochmals sieben, darunter der Ex-Schalker Jürgen Täuber, hinzu. Unter den Neuen befanden sich Udo Horsmann (früher FC Bayern) und Detlev Bruckhoff sowie die drei Tschechen Zdenek Prokes, Miroslav Gerhat und Jaroslav Netolicka, die Trainer Wenzel Halama aus seiner Heimat nach München gelotst hatte. Der einzige, der aus dem Trio überhaupt überzeugen konnte, war Prokes.

„Die Stimmung ist gut, die Konkurrenz ist da“, zeigte sich der Trainer mit seinem Kader zufrieden. Trotzdem misslang der Saisonstart. Bei der Heimpremiere gegen Aufsteiger SV Heidingsfeld gab es ein mageres 2:2. Es folgte eine 0:3-Niederlage bei der SpVgg Unterhaching. Erst die anschließenden drei Siege in Folge ließen die Fans wieder etwas optimistischer nach vorne blicken. Doch richtig Sympathie entwickelten sie für das Team nicht. Es war das alte Lied: Die Löwen dümpelten mehr schlecht als recht durch die Saison, nicht zuletzt, weil in der zusammengewürfelten Mannschaft kein Zusammenhalt zu erkennen war.

Trotzdem lagen die Löwen nach der Hinserie punktgleich mit Augsburg und Regensburg mit 23:11-Zählern hinter der SpVgg Fürth auf Platz zwei. In die Winterpause nach 20 Spieltagen gingen sie sogar als Spitzenreiter. Trotzdem blieb der tschechische Torhüter Netolicka gleich zu Hause. Für ihn wurde Thomas Zander reaktiviert. Überraschenderweise sollte sich im weiteren Saisonverlauf die SpVgg Landshut unter Trainer Karsten Wettberg als stärkster Konkurrent entpuppen. Am 26. Spieltag standen die Löwen durch ein 0:0 vor rund 10.000 Zuschauern bei den Niederbayern noch an der Tabellenspitze, doch im Saisonendspurt wurden sie von den Schwarz-Weißen überflügelt.

Am vorletzten Spieltag schien der Zug Richtung Aufstiegsrunde endgültig abgefahren zu sein. Die Sechzger hatten bei der SpVgg Weiden in letzter Minute mit 1:2 verloren. Ein paar Tage später wurde Wenzel Halama entlassen, wobei der 1860-Führung inzwischen zu Ohren gekommen war, dass die Niederbayern keine Lizenz beantragt hätten und somit nicht an der Aufstiegsrunde teilnehmen dürften. Und tatsächlich war’s auch so. Nach einem 7:2 gegen Eching, mit Karl Heckl und Interims-Trainer Dieter Kurz auf der Bank, zogen der TSV 1860 als Zweiter in die Aufstiegsrunde ein.

Was sich die Mannschaft aber dann dort leistete, war an Peinlichkeit nicht zu übertreffen. Ein einziger Punkt sprang - dieser gleich in der ersten Partie beim 0:0 gegen Kickers Offenbach im Grünwalder Stadion - aus den sechs Spielen heraus. Nach dem 0:1 zu Hause gegen Salmrohr im letzten Heimspiel der Aufstiegsrunde schüttelte Meister-Löwe Petar Radenkovic auf der Tribüne nur noch den Kopf: „Diese Salmrohrer Mannschaft hätte man heute ja mit einer Zuschauer-Auswahl besiegen können.“ Und die Fans skandierten: „Wir sind Löwen und ihr nicht!“

Die Anhänger waren richtig wütend. Am Kabinenausgang beschimpften sie die eigenen Spieler, wobei es sogar zu körperlichen Angriffen kam. Ex-Bayern-Spieler Udo Horsmann suchte verängstigt das Weite und schimpfte dann: „Diese Fans sind ja Bestien.“


KURIOSES

Heckl und die Elfmeter
Gemocht hatte Karl Heckl Trainer Wenzel Halama nie so recht. Mit „dem Böhm“ konnte er nichts anfangen und der Löwen-Präsident nahm jede Gelegenheit wahr, an Halama rumzumäkeln. Besonders krass war das nach dem Heimspiel gegen den VfL Frohnlach am 7. Mai 1986 der Fall. Die Sechzger hatten nur 1:1 gespielt und durch Bruckhoff und Grünwald zwei Elfmeter verschossen. Heckl stürmte nach dem Schlußpfiff ins Pressestüberl im ersten Stock des Sechzger-Stadions, bebte förmlich vor Wut und kippte erstmal ein paar Cognacs runter. Dann kam Halama rein und der Präsident brüllte: „Wia ko ma denn an Grünwald bloß an Elfer schiaß’n lassn?“ Halama kleinlaut: „Es war so ausgemacht. Außerdääm, Herr Präsidäänt. Bei Älfmätäär ist doch Tränäär machtlos.“ Heckl ließ keine Einwände gelten: „Der Bruckhoff hätt’ den zwoaten Elfer a schiaß’n miass’n. Der nimmt dann des and’re Eck und haut’n nei. Zwoa Elfer – da hätt ja sogar mei Großmutta oan vawandelt.“ Dann ging’s ab ins Vereinsheim an der Grünwalder Straße. Am gleichen Abend fand auch das Europapokalfinale zwischen dem FC Barcelona und Steaua Bukarest statt. Die Sechziger bekamen am Fernseher noch den Schluss der Verlängerung mit, die ebenfalls keine Entscheidung gebracht hatte. Elfmeterschießen war angesagt. „So“, meinte Heckl, drehte sich in Richtung Trainer und Spieler und herrschte sie an: „Jetzt schaugt’s amoi guat zua, wia ma des macht.“ Von wegen. Die Spanier verschossen alle vier Elfmeter, und die Rumänen, der spätere Sieger, auch erstmal zwei. Die Löwen-Spieler feixten und glucksten, Heckl starrte ungläubig auf den Fernsehschirm und bekam vor Staunen den Mund nicht mehr zu. Dann wandte er sich um zur Mannschaft und zum Trainer und sagte: „Meine Herren, ich bitte um Entschuldigung. Über Elfmeter sage ich in Zukunft gar nix mehr!“

Fernsehbeweisentlarft Schauspielerei
Der Bayerische Fußball-Verband hatte die Löwen im Oktober 1985 zu einem Geisterspiel verdonnert, weil Landshuts Torhüter Julius Georgens beim 3:2-Heimsieg der Sechzger am 28. September angeblich von einem Wurfgeschoss getroffen worden war. Das BR Fernsehen konnte dem Keeper allerdings Schauspielerei nachweisen und so musste der Verband das Urteil revidieren.

Pass zum Gegenspieler
Im allerletzten Aufstiegsspiel bei den Offenbacher Kickers, das 2:5 endete, spielte Detlev Bruckhoff in der 2. Halbzeit den Ball meist einem Gegenspieler zu. Als ihn Reiner Leitl fragte, warum er das eigentlich mache, antwortete Bruckhoff: „Weil die Offenbacher noch ’ne Chance zum Aufstieg haben.“ Darauf verließ Leitl wütend das Spielfeld. Übrigens: Für den OFC reichte es trotzdem nicht, Ulm und Salmrohr stiegen auf.


INTERVIEW MIT JÜGEN KORUS

Zusammen mit Wiggerl Kögl sorgte Jürgen Korus in seiner Debüt-Saison für Furore auf dem Flügel. Insgesamt absolvierte er von 1982 bis 1986 und in der Saison 1988/1989 93 Bayernliga-Spiele (12 Tore) für die Löwen, elf Aufstiegsspiele zur 2. Bundesliga (1) und 17 Einsätze im BFV-Pokal (5.). Im Sommer wechselte er zum FC Biel in die Schweiz. Beim BSC Sendling ließ er seine Karriere ausklingen.
Herr Korus, was ist Ihnen aus der Bayernliga-Saison 1985/1986 noch in Erinnerung?
Jürgen Korus: Dass wir es nach der Spielzeit 1983/1984 zum zweiten Mal nicht geschafft haben, in die Zweite Liga aufzusteigen. Das Problem zu dieser Zeit war, dass extrem große Wechsel im Kader stattfanden. Jedes Jahr kamen zehn bis 15 neue Leute. Dadurch ist nie eine richtige Mannschaft entstanden. Für mich als junger Spieler keine leichte Situation.

Was war Wenzel Halama für ein Trainer, der ja zum zweiten Mal bei Sechzig auf der Bank saß?
Korus: Wenzel Halama kam als erfolgreicher Trainer. Wir waren damals aber eine relativ junge und zusammengewürfelte Mannschaft. Und für einen jungen Spieler war er - aus meiner Sicht betrachtet - nicht der ideale Trainer, weil er sehr hart trainieren ließ und viel mehr voraussetzte, als die meisten Spieler schon leisten konnten. Gerade in jungen Jahren braucht man eine Führung, jemand, der einem zeigt, wo es hingehen soll. Das habe ich bei ihm vermisst. Ich hätte mir gewünscht, dass er mehr auf uns eingegangen wäre. Trotzdem habe ich ihn positiv in Erinnerung.

Kurz vor der Aufstiegsrunde wurde Halama entlassen und durch Interimscoach Dieter Kurz ersetzt. War die Entscheidung richtig, zumal in sechs Aufstiegsspielen nur ein Punkt heraussprang?
Korus: Der Trainer ist letztlich nicht das Entscheidende, sondern jeder einzelne Spieler. Und die waren damals nicht gut genug, haben nicht den absoluten Willen besessen, unbedingt aufsteigen zu wollen. Das war das Hauptproblem, nicht der Trainer. Dazu kam, dass die Gegner - Offenbach, Salmrohr und Ulm - einfach zu stark waren.

Sie haben einige Spielzeiten für die Löwen in der Bayernliga gespielt, standen zweimal in der Relegation: den Aufstieg haben Sie aber nie geschafft. Hängt Ihnen das nach?
Korus: Natürlich war das sehr ärgerlich, gerade beim ersten Mal. Damals herrschte eine Rieseneuphorie. Wir waren aber vielleicht zu unerfahren. In der Saison 1985/1986 war die Mannschaft einfach nicht zweitligatauglich. Wir haben überhaupt nur die Relegationsspiele erreicht, weil die SpVgg Landshut als Bayerischer Meister keine Lizenz für die Zweite Liga beantragt hatte.

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