Selbstpräsentation hieß der erste Themenkomplex, der auf dem Lehrplan in der Hennes-Weisweiler-Akademie auf dem Lehrplan stand. Dort absolviert Daniel Bierofka seit Montag seine Ausbildung zum Fußballlehrer. Immer von Sonntagabend bis Mittwoch weilt er dazu in Hennef. Ab Donnerstag ist er wieder in München.
So sah der Löwen-Chefcoach seine neue Mannschaft erst am dritten Trainingstag, verpasste auch das 10:1 im ersten Testspiel bei Kreisligist BSC Sendling. Die Rückfahrt von Hennef nach München im Kleinbus, den sich Bierofka zusammen mit seinen bayerischen Kurskollegen Patrick Mölzel, Patrick Irmler und Sebastian Dreier gemietet hatte, dauerte geschlagene neun Stunden. „Allein eineinhalb Stunden war Vollsperrung auf der Autobahn“, erzählt er. Nach dieser Odyssee wird der Coach in Zukunft auf den Zug umsteigen und eine Bahn-Card buchen.
Zehn Monate dauert der Kurs, von morgens um 8 bis 18 Uhr. „Jetzt ging es erst Mal ums ankommen. Aber es war schon anstrengend!“ Bis Weihnachten wird er ständig in der Hennes-Weisweiler-Akademie sein müssen. „Meine Frau ist die nächsten fünf Monate alleinerziehend“, scherzt Bierofka, „auch die Kinder haben wir entsprechend gebrieft.“
Statt mit seiner Frau Nicole teilt er sich nun drei Tage die Woche mit Patrick Mölzl das Zimmer. „Wir kennen uns schon lange“, sagt er über den ehemaligen Coach von Wacker Burghausen, der selbst Profi in Fürth, St. Pauli, Augsburg und Ingolstadt war.
Mit einer längeren Ansprache stellte sich der 39-Jährige beim Team am Donnerstagmorgen vor. „Ich habe den Jungs die Prinzipien und Regeln, wie wir miteinander umgehen, erklärt. Quasi die DNA, die wir haben.“ Ansonsten finde er die Situation komisch. Die Mannschaft in München, er in Hennef. „Ich verfolge dort alles über die Medien und tausche mich täglich mit Günther Gorenzel und Oli Beer aus“, sagt Bierofka. Er habe ja keine Alternative gehabt. „Ich muss die Lizenz jetzt machen!“
Insgesamt 23 Teilnehmer und eine Teilnehmerin mit Theresa Merk hat der 65. Lehrgang zum Fußball-Lehrer. Bierofka ist neben Patrick Helmes und Andreas Hinkel einer der prominentesten Ex-Kicker. „80 Prozent ist Anwesenheitspflicht“, erklärt er. „Sollte es Überschneidungen mit Spieltagen geben, bin ich natürlich bei der Mannschaft“, stellt er klar.
Auch wegen der Doppelbelastung ist es gut, dass der Kader bereits jetzt bis auf eine Position steht. „Hier nochmals vielen Dank an Hasan Ismaik vom sportlichen Bereich. Durch seine zusätzliche Unterstützung konnten wir noch Verpflichtungen wie die von Quirin Moll und Stefan Lex realisieren.“ Der Ex-Profi sieht das Team mit Blick auf das Programm aus 38 Punktspielen, DFB- und Toto-Pokal gut aufgestellt. „Deshalb brauchen wir die hohe Kaderbreite.“
Bei den Neu-Verpflichtungen habe man darauf geschaut, Spieler mit Identifikation zu verpflichten. Bis auf Adriano Grimaldi und dem Schwaben Alessandro Abruscia stammen alle aus Bayern. „Wir haben letzte Saison gesehen, dass das nochmals einen Schub geben kann, wenn alle eine enge Bindung zum Verein und der Region haben.“ Außerdem, so fügt Bierofka an, „gibt es genug gute Spieler in Bayern“.
Zum Schluss wurde der Löwen-Chefcoach gefragt, ob er sich einen ähnlich guten Abschluss bei der UEFA Pro Lizenz wie sein Sportlicher Leiter Günther Gorenzel vorstellen kann? Der Österreicher beendete nämlich den Fußballlehrer-Lehrgang 2015 in Hennef mit der Note 1,0. „Da mache ich mir keine Illusionen“, antwortete Bierofka mit einem Grinsen. Wohlwissend, dass es im Fußball nicht um Noten, sondern um Punkte geht.
