SECHZIGMÜNCHEN.
 

Blick zurück: Saison 2003/2004.

Das Löwen-Team in der Saison 2003/2004, hinten (v. li.): Physiotherapeut Stephan Rainer, Martin Stranzl, Rodrigo Costa, Jiayi Shao, Francis Kioyo, Markus Schroth, Marcel Richter, Christoph Lepoint, Torben Hoffmann, Marco Kurz, Physiotherapeut Uwe Veronik. Mitte (v. li.): Zeugwart Hugo Hackl, Paul Agostino, Remo Meyer, Janne Saarinen, Co-Trainer Olaf Janßen, Trainer Falko Götz, Torwart-Trainer Peter Sirch, Denny Schwarz, Joseph Kendrick, Matthias Lehmann, Daniel Borimirov, Zeugwart Wolfahng Fendt. Vorne (v. li.): Markus Weissenberger, Michael Wiesinger, Daniel Baier, Andreas Görlitz, Torwart Andre Lenz, Torwart Michael Hofmann, Torwart Matthias Küfner, Marcus Pürk, Roman Tyce, Benjamin Lauth, Harald Cerny. 

Die Spielzeit 2003/2004 sollte sich zu einer absoluten Horrorsaison entwickeln, zur schlimmsten seit dem Jahr 1982, als dem Verein die Lizenz entzogen worden war. Davon war beim Saisonauftakt am 2. August 2003 nichts zu ahnen, als Markus Schroth die Löwen zum 1:0- Sieg in Kaiserslautern schoss. Die Welt des TSV 1860 schien in Ordnung, der Start war geglückt. So konnte es weitergehen. Ging es aber nicht.

Am Ende stand der Abstieg, der Schmiergeldskandal um die Allianz Arena mit der Festnahme des Präsidenten und Geschäftsführers, der Rücktritt von Karl-Heinz Wildmoser, die viel zu späte Entlassung von Trainer Falko Götz und der nicht vom Glück begünstigte Rettungsversuch seines Nachfolgers Gerald Vanenburg. Nur mit Müh und Not konnte die Lizenz für die Zweitligasaison 2004/2005 gesichert werden.

Aber der Reihe nach. Sowohl Sportdirektor Dirk Dufner als auch Falko Götz hatten zum Ende der Vorsaison betont, der Verein befinde sich im Umbruch. Durch die Kirch-Pleite standen weniger finanzielle Mittel zur Verfügung, was den Handlungsspielraum einschränkte. Den Klub verlassen hatten Thomas Häßler, Martin Max, Davor Suker, Tomas Votava, Uwe Ehlers, Achim Pfuderer und Rafael da Silva. Auch Torhüter Simon Jentzsch, der noch Vertrag besaß, hatte man ziehen lassen, um die Ablösesumme zu kassieren. Mit Michael Hofmann und dem von Energie Cottbus geholten Andre Lenz schienen die Löwen auf der Keeper-Position gut besetzt.

Dagegen ließ man Häßler und Max, beides Spitzenverdiener, ziehen, weil man der Meinung war, dass das Preis-/Leistungsverhältnis nicht mehr stimmte. Zu keinem Zeitpunkt hatten die sportliche Leitung sowie der Trainer Interesse an einer Weiterverpflichtung bekundet. Ein folgenschwerer Fehler, besonders bei Torjäger Max, wie sich im Nachhinein herausstellen sollte.

Unter den Neuzugängen befand sich neben Torhüter Lenz mit dem Finnen Janne Saarinen, der von Rosenborg Trondheim Champions-League-Erfahrung mitbrachte, nur ein gestandener Profi. Dazu kam der Kameruner Francis Kioyo vom 1. FC Köln. Aus dem eigenen Nachwuchs erhielten Jugendnationalspieler Daniel Baier, Marcel Schäfer und der Südafrikaner Lance Davids einen Vertrag, während mit Matthias Lehmann ein U20-Nationalspieler von den Amateuren des VfB Stuttgart kam. In diese Kategorie fiel auch der belgische U21-Nationalspieler Christophe Lepoint. Mehr Talent als Klasse lautete die Devise bei den Verpflichtungen.

Die sportliche Vorbereitung mit einer umstrittenen Asienreise schien in Ordnung, zumal zum Auftakt ein 1:0-Erfolg auf dem Betzenberg gelang. Michael Hofmann hatte sich im Konkurrenzkampf um die Nummer eins gegen Lenz durchgesetzt. Die Freude über den Sieg wurde vier Tage später getrübt, als Jiayi Shao im Training einen Kreuzbandriss im linken Knie erlitt, verbunden mit einem Meniskusschaden.

Das Auf und Ab in den folgenden Spielen erinnerte stark an die Vorsaison. Gegen Schalke gab es ein 1:1. In Dortmund verloren die Löwen mit 1:3. Die beiden folgenden Heimspiele gegen Wolfsburg und Köln wurden 1:0 bzw. 2:1 gewonnen. Zehn Punkten nach fünf Spieltagen konnte sich sehen lassen. Dass spielerisch vieles im Argen lag, wurde geflissentlich übersehen.

Die folgenden drei Spiele gingen verloren, in Bremen (1:2), zu Hause gegen Stuttgart (0:3) und in Freiburg (0:1). Gegen Eintracht Frankfurt feierten die Sechzger dann durch einen Foulelfmeter in der Nachspielzeit einen glücklichen 1:0-Erfolg. Anschließend spielte man in Hannover 1:1, schied beim Zweitligisten Alemannia Aachen im Elfmeterschießen in der 2. Runde des DFB-Pokals aus und gewann drei Tage später im Olympiastadion gegen den VfL Bochum durch drei Tore von Benny Lauth mit 3:1. Übrigens: Das erste Tor des Löwen-Youngsters gegen den VfL war das 1.000. Bundesligator in der Geschichte des TSV 1860. Nach elf Spieltagen standen die Löwen mit 17 Punkten auf Platz acht, zehn Zähler Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz

Den drei Spielen ohne Niederlage in der Liga folgte eine Misserfolgsserie. Beim HSV gab’s ein 1:3, im Derby gegen die Bayern ein moderates 0:1 und in Leverkusen ein 2:2 nach einer 2:0-Führung. Noch immer standen die Löwen auf Platz acht, aber der Abstand nach hinten war mittlerweile geschrumpft. Im Dezember setzte es zwei Heimniederlagen gegen Hansa Rostock (1:4) und Borussia Mönchengladbach (1:2), zwei Teams aus dem unteren Tabellendrittel. Dazwischen gelang ein 1:1 bei Hertha BSC. Als Vierzehnter mit sechs Punkten Vorsprung auf einen Abstiegsplatz ging’s in die Winterpause.

Selbst die desastösen Leistungen vor eigenem Publikum gegen Rostock und Gladbach führten nicht dazu, dass Trainer Götz in Frage gestellt wurde. Im Gegenteil: Er durfte weiter werkeln und unsinnige Entscheidungen treffen. Götz gab zum Jahresende Daniel Borimirov den Laufpass. Und anstatt Thomas Broich, der zu einem Wechsel bereit gewesen wäre, von Wacker Burghausen als Ersatz fürs Mittelfeld zu holen, wurde der in die Jahre gekommenen Gerhard Poschner aus der Zweiten spanischen Liga verpflichtet. Dazu kam für viel Geld ein Brasilianer namens Fernando Santos. Ein absoluter Fehleinkauf, der schnell wieder in der Versenkung verschwinden sollte. Michael Wiesinger, unter Götz ebenfalls nicht erste Wahl, wurde nach Burghausen ausgeliehen.

Zudem kam Götz mit den meisten Spielern nicht mehr klar. Selbst mit vorbildlichen Profis wie Marco Kurz (ihm entzog er das Kapitänsamt) und Harald Cerny verdarb es sich der blasierte Berliner. Trotzdem gelang der Rückrundenauftakt mit einem 2:1-Erfolg über den 1. FC Kaiserslautern. Anschließend erkämpfte sich die Mannschaft ein 0:0 auf Schalke. Doch in dieser Partie zog sich Danny Schwarz einen Verrenkungsbruch im linken Sprunggelenk zu. Der defensive Mittelfeldspieler fiel für den Rest der Saison aus.

Im Heimspiel gegen Borussia Dortmund setzte es eine 0:2-Niederlage. Auch in Wolfsburg beim 1:3 gab’s nichts zu erben. Der Abstand auf die Abstiegsplätze hatte sich damit auf drei Punkte verringert. Doch als die Not am größten war, gelang beim 1. FC Köln, einem direkten Konkurrenten um den Klassenerhalt, ein 3:1-Erfolg.

Danach wurde die Mannschaft von Woche zu Woche schlechter und geriet immer mehr in Abstiegsgefahr. Götz reagierte mit kaum nachzuvollziehenden Maßnahmen. Er stellte Lauth, den einzigen aktuellen deutschen Nationalspieler des TSV 1860, nicht mehr auf mit der Begründung: „Er ist für den Abstiegskampf nicht geeignet.“ Der Trainer profitierte bei seinen irrwitzigen Entscheidungen von dem Chaos, dass Mitte März die Festnahme von Vater und Sohn Wildmoser wegen des Bestechungsskandals um die Allianz Arena ausgelöst hatte. Sein Glück war, dass der neue Präsident Karl Auer nicht schon nach wenigen Tagen Amtszeit mit einer Trainerentlassung auf sich aufmerksam machen wollte. Ein schwerer Fehler!

Es folgte ein 0:2 in Stuttgart, ein 1:1 zu Hause gegen Freiburg und erneut ein Sieg gegen einen direkten Abstiegskonkurrenten. Mit 3:0 gewannen die Löwen bei Eintracht Frankfurt. Doch dann folgte ein 0:2 gegen Hannover und mit 0:4 die höchste Saisonniederlage in Bochum. Selbst da, mittlerweile war der 28. Spieltag absolviert, durfte Götz im Amt bleiben, obwohl spätestens jetzt jedem klar war, dass es mit diesem Trainer schnurstracks in Richtung Zweite Liga gehen würde.

Aber er bekam noch eine weitere Chance: das Heimspiel gegen den Hamburger SV am 17. April. Aber selbst gegen absolut harmlose Hamburger verloren die Löwen mit 1:2 und mussten zudem die schwere Verletzung (Fußbruch) von Stürmer Lauth verkraften. Götz aber konnte das egal sein. Nach dem Spiel war Schluss für ihn. Aber auch seine Entlassung geriet noch zur Posse. Während der neue Vizepräsident Hans Zehetmair sofort nach Schlusspfiff den Journalisten die Trennung vom Trainer mitteilte, wollte Götz (unter ihm gab‘s acht Niederlagen in 15 Heimspielen) eine halbe Stunde später auf der Pressekonferenz noch nichts davon wissen.

Ein unwürdiges Kasperltheater, an dem auch Präsident Karl Auer nicht ganz unschuldig war. Um 18 Uhr kam auch er nicht drum herum, endlich Tacheles zu reden: „Wir haben uns vom Trainer getrennt.“ Der neue Mann wurde bereits einen Tag später präsentiert. Er hieß Gerald Vanenburg, ein bekanntes Gesicht beim TSV 1860. Aber als Trainer absolut unerfahren, vor allem im Abstiegskampf, in dem die Löwen jetzt ganz tief drin (nur ein Punkt vor Platz 16) steckten.

Und als nächstes Spiel stand ausgerechnet das Derby auf dem Spielplan. Die Löwen zogen sich gut aus der Affäre, unterlagen aber trotzdem mit 0:1. Anschließend gab es einen Achtungserfolg beim 1:1 in Leverkusen. Dadurch rutschte der TSV 1860 aber erstmals auf einen Abstiegsplatz. Anschließend ging es nach Rostock. Dort gab es nach einer desolaten Vorstellung eine 0:3-Packung. „Ich dachte, wir spielen Fußball“, sagte ein konsternierter Vanenburg danach. Da die direkten Konkurrenten gewannen, betrug der Abstand zum rettenden Ufer mittlerweile vier Punkte.

Ein Sieg im letzten Heimspiel gegen Hertha BSC war also Pflicht. Die Mannschaft zeigte sich gut erholt von der Niederlage in Rostock, ging bereits in der 6. Minute durch Rodrigo Costa in Führung. Doch ein zweites Tor, um die Gemüter zu beruhigen, wollte nicht gelingen. In der 82. Minute dann der Ausgleich durch Alexander Madlung. Die Sechzger warfen in der Schlussphase alles nach vorne, bekamen in der 89. Minute einen Elfmeter von Schiedsrichter Stefan Trautmann zugesprochen. Jetzt nahm das Drama seinen Lauf. Francis Kioyo legte sich den Ball zurecht, lief an und ballerte die Kugel einen Meter neben das Tor. Ein Aufschrei des Entsetzens im Olympiastadion. Kioyo lag auf dem Rasen, vergrub sein Gesicht in den Händen und wäre am liebsten nie mehr aufgestanden Mit einem Sieg gegen die Hertha und einem anschließenden Erfolg in Gladbach wären die Löwen aus eigener Kraft gerettet gewesen. Durch das Remis gegen die Berliner mussten sie am letzten Spieltag auf Schützenhilfe der anderen hoffen.

Aber die Löwen verloren am Bökelberg trotz einer 1:0-Führung mit 1:3. Genutzt hätte selbst ein Sieg nichts mehr, weil der 1. FC Kaiserslautern den zur sicheren Rettung nötigen Punkt gegen Borussia Dortmund holte. Derweil schlich 1860-Präsident Karl Auer an diesem 22. Mai 2004 nach dem Schlusspfiff weinend über den Rasen. Die Löwen waren zum 4. Mal nach 1970, 1978 und 1981 aus der Bundesliga abgestiegen. Vor den TV­Kameras rang der Wildmoser-Nachfolger, der erst seit zwei Monaten im Amt war, vergebens um Fassung. „Ich bin fertig, zu aufgewühlt“, schluchzte Auer, „das ist die bitterste Stunde, die ich sportlich miterlebt habe.“

Aber im Grunde war schon eine Woche zuvor alles verloren gewesen. Vanenburg hatte aus den fünf Spielen unter seiner Regie nur zwei Punkte geholt, verabschiedete sich nach dem Abstieg wieder in Richtung Holland. Nach zehn Jahren Erstklassigkeit mussten die Löwen wieder runter. Zehn Jahre, in denen sie unter Werner Lorant einmal an das Tor zur Champions League geklopft, zweimal am UEFA-Cup teilgenommen, in einer Saison zweimal die Bayern geschlagen und immerhin sechs Spieler für die A-Nationalmannschaft abgestellt hatten. Es war eine schöne Zeit. Sie war vorbei.


KURIOSES

Löwen-Bosse hinter Gittern
Die Meldung kam in sämtlichen Nachrichtensendungen bundesweit an erster Stelle. Und sie versetzte ganz Fußball­Deutschland in kopfschüttelndes Erstaunen. Man mochte es nicht für möglich halten, was da am 9. März 2004 verkündet wurde: Karl-Heinz Wildmoser, Präsident des TSV 1860, und sein Sohn Heinz, Geschäftsführer, wurden in der Früh um neun Uhr von der Polizei festgenommen! Wegen des Verdachts der Untreue, Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung. Wildmoser senior wurde in seinem Haus in Niederpöcking verhaftet, sein Sohn auf der Geschäftsstelle des TSV 1860 an der Grünwalder Straße 114. Der Vorwurf: Bei der Ausschreibung zum Bau der Allianz Arena sollen die Wildmosers 2,8 Millionen Euro Schmiergeld für Tipps an die Baufirma Alpine kassiert haben. Die Geschäftsstelle des TSV 1860 wurde von der Kripo durchsucht. Der Präsident verbrachte die Nacht von Dienstag auf Mittwoch in Stadelheim, sein Sohn in einer Zelle des Polizeipräsidiums an der Ettstraße. Geschlagene sechs Stunden nahmen die Staatsanwälte Heinz Wildmoser am Mittwoch in die Mangel. Der damals 40-Jährige legte schließlich ein Geständnis ab. Ja, er habe Schmiergelder angenommen. Alles nahm er auf seine Kappe, der Vater habe davon nichts gewusst. Der FC Bayern, Partner des TSV 1860 beim Stadionbau, hatte auf dem Weg zum Champions-League-Spiel bei Real Madrid von den Anschuldigungen gegen die Wildmosers erfahren. Und Vizepräsident Fritz Scherer versicherte, dass sein Verein mit den Straftaten nichts zu tun habe: „Wir sind alle rein.“ Oberbürgermeister und 1860-Aufsichtsratsmitglied Christian Ude hatte seit Monaten von den Ermittlungen gegen Wildmoser senior und junior gewusst und bezeichnete diese Zeit als „extrem unangenehm. Ich hätte Wildmoser gerne Fragen an den Kopf geworfen, musste das aber vollkommen unterdrücken. Durch jede Indiskretion hätte ich mich womöglich strafbar gemacht.“ Um sich nicht untereinander absprechen zu können, wurden alle Verdächtigen in verschiedenen Justizvollzugsanstalten untergebracht. Wildmoser junior in Augs­burg, der Vater in Stadelheim und Strohmann Stefan D., über dessen Firma die Millionen liefen, in Landsberg. Am Freitag, den 12. März, wurde Karl­Heinz Wildrnoser gegen eine Kaution von 200.000 Euro wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Staatsanwaltschaft setzte den Haftbefehl gegen den 64-Jährigen außer Vollzug. Nach drei Nächten in Haft öffneten sich kurz nach 14 Uhr die Gefängnistore für den Löwen-Präsidenten. Über einen Seitenausgang verließ er klammheimlich den Knast. Am Wochenende war er dann zu Gast in vielen Fernsehsendungen, unter anderem auch im „Aktuellen Sportstudio“, wo ihm Moderator Rudi Cerne zum Abschied wünschte: „Ich hoffe, dass wir auch in Zukunft in Ihrem Sinne weiter über Sie im Sportstudio berichten können und nicht in Aktenzeichen XY … ungelöst.“ Am Sonntag, 14. März, fuhr Wildmoser zum Auswärtsspiel nach Stuttgart, wo die Löwen mit 0:2 verloren. Es war sein letztes Spiel als Präsident des TSV 1860. Einen Tag später trat er zzurück. Nach zwölf Jahren Amtszeit. Gleich zu Beginn der dreieinhalbstündigen Aufsichtsratssitzung hatte Wildmoser seinen Rücktritt erklärt, ebenso seine beiden Vizepräsidenten Kurt Sieber und Paul Wonhas. Um 21.34 Uhr verließ Wildmoser durch einen Seitenausgang die Geschäftsstelle, wurde allerdings trotzdem von einigen Löwen-Fans beschimpft, als er in seinen Audi A 8 stieg und davonfuhr. Es war ein unwürdiger Abgang. Am 26. August 2004 erhob die Staatsanwaltschaft Anklage gegen Heinz Wildmoser junior. Der Strafprozess vor dem Münchner Landgericht begann am 30. November des gleichen Jahres. Am 13. Mai 2005 wurde Wildmoser wegen Bestechlichkeit und Untreue zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt, der Mitangeklagte Stefan D. erhielt eine Bewährungsstrafe von zwei Jahren. Wildmosers Verteidiger hatten auf Freispruch plädiert und kündigten an, in Revision zu gehen. Daraufhin setzte das Gericht den Haftbefehl gegen Auflagen aus. Wildmoser hatte bereits 14 Monate in Untersuchungshaft gesessen. Am 9. August 2006 bestätigte der Bundesgerichtshof in Karlsruhe das Urteil und Wildmoser rückte einige Monate später in die JVA Landsberg ein, wo er den Rest seiner Haftstrafe absitzen musste. Einige Jahre später musste dort auch ein anderer Fußball-Promi einrücken. Wegen Steuerhinterziehung erwischte es den damalige Bayern-Präsident Uli Hoeneß. Aber beide waren längst nicht die bekanntesten, die im beschaulichen Städtchen am Lech ihre Strafe absitzen mussten: Adolf Hitler war nach seiner Verurteilung wegen des gescheiterten Putsches vom 8./9. November 1923 zur Verbüßung seiner Strafe ebenfalls ins Landsberger Gefängnis eingewiesen worden…

Kein Kalauer: Karl Auer Löwen-Präsident
Die große Schar der wartenden Journalisten war ziemlich baff, als ihnen am Abend des 15. März unten vor der Geschäftsstelle der neue Präsident vorgestellt wurde: Karl Auer hieß der Wildmoser-Nachfolger, für die meisten Reporter ein ziemlich unbeschriebenes Blatt. Der damals 56-Jährige stammt aus Holzkirchen, hat dort eine Wurst- und Fleischwarenfabrik und saß bis zu diesem Abend etliche Jahre im Aufsichtsrat des TSV 1860, bei dem er bereits seit über 40 Jahren Mitglied war. Eigentlich war man davon ausgegan­gen, das der ehemalige Kultusminister Hans Zehetmair neuer Präsident wird, aber der musste sich mit dem Amt des Vizes begnügen. Der zweite Vizepräsident hieß Wolfgang Hauner. „Das Ganze ist eine gelungene Lösung“, sagte Zehetmair, eine Meinung, die er allerdings nicht lange aufrechterhalten sollte. Denn bereits fünf Wochen später erklärte Zehetmair bereits wieder seinen Rücktritt. Schnell hatte sich herausgestellt, dass die Chemie zwischen ihm und Karl Auer nicht stimmte, und die Umstände der Entlassung von Falko Götz brachten dann das Fass zum überlaufen. Weil Zehetmair die Journalisten sofort nach der Niederlage gegen den Hamburger SV über die Trennung vom Trainer informiert hatte, reagierten Auer und Sportdirektor Dirk Duffner stocksauer. Auer hatte sogar gesagt: „Entweder geht er, oder ich!“ Zehetmair ging. Mit folgender Erklärung: „ Unter diesen Umständen noch weiterzumachen, dafür bin ich mir zu schade. Auers Forderungen sind kleinliche Handhabungen, die dem Ernst der Lage nicht angemessen sind.“ Und die Lage war sehr ernst. Nach dem Abstieg stand die Lizenz auf dem Spiel. Nur die Verkäufe von Benny Lauth (für 4,1 Millionen Euro zum Hamburger SV) und Andi Görlitz (für 2,5 Millionen zum FC Bayern) sorgten schließlich dafür, dass der TSV 1860 die Lizenz für die Zweite Liga erhielt.

Umstrittene Teilnahme am Peace Cup
Mit der Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb hatte es in der Vorsaison nicht geklappt. Um in der Vorbereitung nicht auf internationale Spiele verzichten zu müssen, reisten die Löwen Mitte Juli nach Südkorea, um dort für ein Antrittsgeld von 600.000 Euro an einem Wettbewerb namens Peace Cup teilzunehmen. Die Gegner in der Gruppe 2 hießen PSV Eindhoven, Los Angeles Galaxy und Nacional Montevideo. Zum Auftakt verloren die Löwen gegen Eindhoven, spielten Remis gegen Los Angeles und gewannen gegen Montevideo. Turniersieger wurde Eindhoven im Finale gegen Olympique Lyon. Obskur daran: Das Turnier wurde von der „Vereinigungskirche“ des Sektenführers Sun Myung Moon finanziert, die von der Bundesregierung jenen Sekten und „Psychogruppen“ zugeordnet worden war, von denen eine Gefährdung für die Jugend ausgehe, weshalb Sun Myung Moon keine Einreiserlaubnis für die Bundesrepublik Deutschland erhielt. Der Journalist und Buchautor Rene Martens schrieb in dem Zusammenhang über die Sechzger: ,,Vermutlich würde dieser Verein auch vom Ku-Klux-Klan Geld nehmen.“

Christoph „Lepeng“ und die Dogge
Christophe Lepoint war vor der Saison vom RSC Anderlecht zu den Löwen gekommen. Nur einmal kam der belgische U21-Nationalspieler, der in München mit einer Dogge in einem Ein-Zimmer-Apartment hauste, in der Bundesliga zum Einsatz. Im alles entscheidenden Heimspiel am vorletzten Spieltag gegen Hertha BSC. Nach dem verschossenen Elfmeter von Kioyo hatte er in der Nachspielzeit noch eine Riesenchance, köpfte aber freistehend am Tor vorbei. Dabei hatte Trainer Gerald Vanenburg noch im Trainingslager in Seefeld überlegt, den Angreifer in den entscheidenden Spielen um den Klassenerhalt als Innenverteidiger aufzubieten. Traute sich dann aber doch nicht, obwohl er von den Verteidiger-Qualitäten des 20-Jährigen überzeugt war. Lepoint, der für seine Eskapaden bekannt war, hatte in der Mannschaft den Spitznamen „Lepeng“, wegen seines „leichten Knalls“. Ein halbes Jahr nach dem Bundesliga-Abstieg und weiteren acht Zweitliga-Spielen erhielt der Belgier die fristlose Kündigung von den Löwen, weil er beim Trainingsauftakt nach der Winterpause unentschuldigt fehlte und auch nicht zur Abfahrt ins Trainingslager nach Zypern erschienen war. „Lepoint wurde bereits in der Vergangenheit mehrmals wegen diverser Undiszipliniertheiten abgemahnt, jetzt ist unsere Geduld am Ende“, begründete Geschäftsführer Roland Kneißl den Rauswurf.

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