SECHZIGMÜNCHEN.
 

Jubiläum: Heute vor 20 Jahren traf Thomas Riedl zum Derbysieg.

Nicht mehr zu halten: Thomas Riedl bejubelt den Derbytreffer zusammen mit Filip Tapalovic (hinten). 

Es war ein Schuss, ein Tor, das ihn zur Löwen-Legende machte: Thomas Riedl. Sein Treffer zum 1:0-Sieg über den FC Bayern München am 27. November 1999 im Olympiastadion beendete für die Löwen eine Derby-Durststrecke von 22 Jahren. Heute jährt sich dieser Tag zum 20. Mal.

Es war der 13. Spieltag der Saison 1999/2000 in der Bundesliga. Der TSV 1860 hatte die Bayern am Rande einer Niederlage. Bereits dreimal musste Aluminium für FCB-Keeper Over Kahn retten. Dann kam die 85. Minute. Martin Max legte auf Riedl ab, dessen satter Rechtsschuss passte genau. Fünf Minuten vor Schluss führten die Blauen gegen die Roten. „Gottseidank war es schon spät im Spiel“, erinnert sich der damals 23-Jährige zwei Jahrzehnte später. „Bayern baute einen enormen Druck auf.“ Am Ende reichte dieser eine Treffer zum ersten Derbysieg nach 22 Jahren!

„Es brachen alle Dämme“, beschrieb der defensive Mittelfeldspieler seine Eindrücke nach dem Schlusspfiff. „Ich befand mich in einem Trancezustand. Karl-Heinz Wildmoser drückte mich, ließ mich gar nicht mehr los. Michael Hofmann hievte mich auf seine Schultern und drehte eine Ehrenrunde. Es kam mir alles so vor, als ob wir gerade Weltmeister geworden wären. Und dann stehst du da und denkst: Jetzt würde ich gerne einmal kurz die Zeit anhalten.“

Der Treffer machte den kleinen Pfälzer mit einem Schlag unsterblich bei den Löwenfans und zum Fußballgott. Zu Beginn der Saison war Riedl vom 1. FC Kaiserslautern gekommen, dort stand er immer im Schatten seines Vaters Hannes, der zwischen 1974 und 1981 sehr erfolgreich am Betzenberg spielte, insgesamt 441 Bundesligaspiele in seiner Karriere bestritt. Anders bei Sechzig. Hier ist Riedl junior seitdem ein Held, obwohl er nur zwei Jahre bei den Löwen unter Vertrag stand, in 33 Bundesligaspielen nur ein Tor erzielte – eben jenes an diesem regnerischen Novembertag.

„Ich bekomme noch heute Fanpost von Leuten, denen dieses Tor den schönsten Tag ihres Lebens beschert hat“, erzählt er. „Das ist fast gespenstisch. In jeder Kneipe in Giesing hängt seitdem ein Foto von mir. Das Bier, das mir die Leute in München noch heute ausgeben wollen, würde bis zu meinem Lebensende reichen. Ich bin mit Kaiserslautern Deutscher Meister und Pokalsieger geworden – aber dieses 1:0 gegen die Bayern steht über allem.“

Das Trikot, das Riedl damals trug, ist seit diesem Frühjahr in der Pfalz zu bewundern – im Museum seines Heimvereins 1. FC Kaiserslautern. Und das kam so: Damals besuchte die Sportredaktion der RHEINPFALZ noch regelmäßig die Spiele beider Bundesligisten in München. Der heutige Sportchef Horst Konzok telefonierte auf dem Weg zum Olympiastadion an jenem verregneten Samstag mit Jürgen Rische, damals noch beim FCK, aber kurz vor dem Wechsel zum VfL Wolfsburg. Rische, ein guter Freund Riedls, sagte in bestem Sächsisch: „Sach’ dem Thomas nen’ schänen Gruß – er soll denen einen reinhauen.“

Der Gruß samt Wunsch wurde kurz vorm Anpfiff bestellt und die Bitte Konzoks, am Ende Riedls Trikot als Geschenk zum 13. Geburtstag von Sohn Timo zu bekommen, formuliert. „Kriegst du“, versprach der Löwe und löste sein Versprechen trotz all‘ dem Trubel um seine Person direkt nach dem Schlusspfiff ein, eilte zur Haupttribüne und übergab Konzok sein Trikot.

Das hing fast 20 Jahre im Kinderzimmer seines Sohnes im pfälzischen Zellertal. Aus dem Grün am Trikotärmel war längst ein Braun geworden. Im März übergab es dann Konzok zusammen mit Riedl beim Heimspiel des 1. FC Kaiserslautern gegen den FC Carl Zeiss Jena auf dem Betzenberg offiziell dem FCK-Museum.

Der mittlerweile 43-jährige Riedl lebt seit seinem Karriereende wieder in der Pfalz und arbeitet hauptberuflich in der Versicherungsbranche. Sein Herz hängt immer noch am Fußball. Als Nachwuchstrainer unterstützt er seinen Ex-Kollegen bei den Roten Teufeln, Axel Roos, in der von ihm geführten Fritz-Walter-Jugend. Und wenn es seine Zeit erlaubt, schnürt er gerne die Fußballschuhe – auch für die Löwen-Traditionsmannschaft. „Ich habe den Eindruck“, sagte er kürzlich dem kicker-Sportmagazin, „dass bei 1860 Verdienste mehr zählen als in Kaiserslautern.“ Einmal Löwe, immer Löwe.

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