SECHZIGMÜNCHEN.
 

Scharold: „Eine Prognose wäre wie in eine Glaskugel schauen!“

Der Ende Juni scheidende Geschäftsführer Michael Scharold sprach angesichts der Corona Krise von einer großen Herausforderung für die Löwen. 

Gut drei Monate ist es her, dass Michael Scharold sich in einer Pressekonferenz den Medien stellte und die Gründe für seinen Abschied als Geschäftsführer von den Löwen zum 30. Juni 2020 erläuterte. Nun sprach er über die wirtschaftliche Zukunft des Vereins im Zeichen der Corona-Pandemie und was diese kurz- und mittelfristig für Auswirkungen hat.

„Was in den letzten drei Monaten passiert ist, war alles andere als geplant“, sagte der 39-Jährige. „Wir haben schnell die nötigen Maßnahmen ergriffen.“ Zugute kam ihm dabei, dass schon vorher eine Analyse der wirtschaftlichen Situation stattfand. „Deshalb konnten wir das gut einschätzen.“ Die große Herausforderung sei aber nicht die Gegenwart, sondern die Zukunft. „Die liegt noch vor uns. Eine Prognose für die kommende Saison wäre wie in eine Glaskugel auf dem Jahrmarkt schauen.“

Beides habe man im Blick, sowohl das Jetzt als auch das Zukünftige. Momentan laufe die Aktion „Macht das Sechzger voll“, bei der zum einen Dauerkarteninhaber auf Rückerstattung der bereits geleisteten Zahlungen verzichten, zum anderen Fans sogenannte „Geistertickets“ als Einzelkarten für zukünftige Spiele erwerben können. „Die Aktion liegt mir sehr am Herzen“, so Scharold, „sie wurde auch von Fans aus allen Richtungen eingefordert.“

Das Besondere dabei ist, dass über die komplette Stehhalle ein Banner gespannt werden soll, auf der sich jeder per Bild verewigen kann, der auf sein Geld verzichtet bzw. ein Geisterticket gekauft hat. „Ich hoffe, dass wir die Tribüne vollkriegen. Die Resonanz ist gut, aber es gibt auch noch Zurückhaltung“, hat er erkannt. Der Erfolg der Aktion gäbe dem Klub „sehr viel Planungssicherheit. Schon jetzt vielen Dank für alle, die mitgemacht haben und die noch mitmachen werden.“

Die Entscheidung, dass der Spielbetrieb ab 26./27. Mai 2020 in der 3. Liga fortgesetzt wird, sei für den TSV 1860 „essenziell wichtig, aber auch für die Liga“. Diese hätte schon vor der Corona-Krise wirtschaftlich mit Problemen zu kämpfen gehabt. „Das wurde jetzt noch verstärkt. Deshalb mussten wir es schaffen, dass wieder Fußball gespielt wird, um uns als verlässlichen Vertragspartner gegenüber dem Fernsehen und Sponsoren zu zeigen.“

Dass es dabei nicht nur ums Überleben der Vereine geht, stellte Scharold am Beispiel der Wettanbieter dar. „Fast jeder Klub hat einen Wettanbieter als Partner. Wenn wir nicht spielen, entziehen wir diesen Unternehmen ihre Existenzgrundlage. Viele Angestellte können nicht mehr ihren Beruf ausüben.“

Außerdem gehe es prinzipiell auch um die Glaubwürdigkeit der 3. Liga, würde man den Spielbetrieb nicht fortsetzen. „Die DFL muss sich sonst auch überlegen: Kann ich jemanden aus der 2. Liga absteigen lassen, wenn dort die Existenz des Klubs nicht garantiert ist?“ Schließlich habe die DFL ein „positives und wichtiges Signal“ gesendet, indem sie der 3. Liga einen Betrag von 7,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt habe. „Dafür müssen wir sehr dankbar sein.“

Scharold sieht prinzipiell in der Einnahmenstruktur der 3. Liga das Problem. Würden in der Ersten und Zweiten Liga der „Personalaufwand“ rund um die Mannschaft von den Einnahmen durch die Fernsehrechte gedeckt, herrsche in der 3. Liga ein Missverhältnis. „Wir erlösen aus der Zentralvermarktung rund eine Million Euro, geben aber etwa 2,5 Millionen Euro für die Mannschaft aus und das bei sehr hohen Abgaben an die Berufsgenossenschaft.“

Seiner Meinung müsse die Liga das Kernproblem in Angriff nehmen, um sich nachhaltig im Profibereich zu etablieren. „Wir brauchen bis zu 3 Millionen Euro aus der Zentralvermarktung.“ Solch einen Betrag könne man nur erlösen, wenn man sich als „verlässlicher Partner“ darstelle. Deshalb müsse man gerade in der jetzigen Situation „zusammen“ für die 3. Liga kämpfen, individuelle Belange hinten anstellen und nicht nur auf die Existenz des eigenen Klubs schauen. „Wir gewinnen mehr, wenn wir das Produkt 3. Liga und die Vermarktung in den Mittelpunkt stellen.“

Was die Zukunft angesichts der Corona-Pandemie bringt, könne derzeit keiner vorhersehen – gerade mit Blick auf die kommende Saison. Was ist mit dem Dauerkartenverkauf, was mit den Sponsoren? „Prinzipiell will jeder weitermachen, trotzdem müssen viele abwarten, wie es weitergeht. Ich rechne deshalb mit einem Rückgang des Sponsorenaufkommens.“

Scharold bezifferte die Verluste für die aktuelle Saison „im mittleren sechsstelligen Bereich“. Das sei aber auch davon abhängig, wie die Ticket-Aktion und die Gespräche mit den Sponsoren verlaufen. So hat Hauptsponsor die Bayerische bereits erklärt, auf Ansprüche aus entgangenen Leistungen zu verzichten. „Wir müssen schnell Planungssicherheit gewinnen, um die Leistungsträger für die kommende Saison weiterverpflichten zu können“, erklärt er. Sein Geschäftsführer-Kollege Günther Gorenzel sei in ständigem Austausch mit den Spielern. „Aber fast jedes Unternehmen ist in dieser Situation: Keiner weiß, was uns die Corona-Krise in den nächsten Tagen und Wochen bringen wird.“

Von dem Vorschlag von 25 Regionalligisten, künftig in einer zweigeteilten 3. Liga mit doppelt so vielen Vereinen zu spielen, hält Scharold nichts. „Wenn wir von Einnahmen in Höhe von 50 bis 60 Millionen Euro aus Zentralvermarktung für eine eingleisige 3. Liga sprechen, dann bräuchten wir für eine zweigleisige 100 bis 120 Millionen Euro. Ich hätte nichts dagegen, wenn die Regionalligisten uns ein Konzept vorstellen würden, wie wir auf Erlöse über 100 Millionen Euro kommen“, sagte er etwas süffisant.

Doch vielleicht löst sich das Problem von selbst. „Natürlich würde ein Aufstieg in die 2. Bundesliga vieles erleichtern. Aber elf Vereine wollen noch nach oben!“ Sollte es sportlich klappen, ist Scharold zuversichtlich, „dass wir die Auflagen für die 2. Bundesliga erfüllen können“.

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