SECHZIGMÜNCHEN.
 

Die Neuen: Ein Sixpack für die 3. Liga – Teil 2: 1. FC Saarbrücken.

Zweimal Deutscher Vizemeister und Bundesliga-Gründungsmitglied: Der 1. FC Saarbrücken kehrt nach sechs Jahren zurück in die 3. Liga. 

Zwei Absteiger, vier Aufsteiger: Die „beste 3. Liga“ bekommt in der Saison 2020/2021 ein neues Gesicht, hat aber an Attraktivität nichts eingebüßt und ist noch oberbayerischer geworden. Wir stellen Euch die sechs neuen Klubs – VfB Lübeck, 1. FC Saarbrücken, SC Verl, Türkgücü München, Dynamo Dresden und SV Wehen-Wiesbaden – nacheinander vor.

Mit dem 1. FC Saarbrücken steigt ein weiteres Bundesliga-Gründungsmitglied in die 3. Liga auf. Zweimal wurden die Saarländer in ihrer Geschichte Deutscher Vizemeisterschaft.1943 unterlagen sie dem Dresdner SC im Endspiel deutlich mit 0:3. Wesentlich knapper ging es 1952 zu, als der FCS mit 2:3 am VfB Stuttgart scheiterte. Seit dem Abstieg in die Regionalliga, nachdem die Blau-Schwarzen von 2010 bis 2014 bereits in der 3. Liga gespielt hatten, unternahmen sie verschiedene Anläufe, scheiterten zwei Mal erst in den Aufstiegsspielen, 2015 an den Würzburger Kickers, 2018 am TSV 1860 München. Als 2019 der Meister der Regionalliga Südwest ein direktes Aufstiegsrecht bekam, wurden die Saarländer nur Zweiter hinter Waldhof Mannheim. Durch den Titelgewinn in diesem Jahr machten sie im sechsten Anlauf die Rückkehr perfekt.

Dem sportlichen Erfolg hatten die Saarländer in der abgelaufenen Spielzeit alles untergeordnet. Das wurde spätestens bei der Entlassung von Trainer Dirk Lottner klar. Zum Zeitpunkt der Trennung lagen Lottner und seine Mannschaft mit 46 von 57 möglichen Punkten auf Rang eins und erreichten im DFB-Pokal nach Siegen gegen Jahn Regensburg (3:2) und den 1. FC Köln (3:2) sensationell das Achtelfinale. Trotzdem hatte die sportliche Führung eine negative spielerische Entwicklung analysiert. Hinzu kamen Niederlagen in den Spitzenspielen gegen Steinbach und Elversberg.

Unter dem neuen Chefcoach Lukas Kwasniok, der beim Drittligisten FC Carl Zeiss Jena nach dem 10. Spieltag der Saison 2019/2020 entlassen worden war, setzte sich die Erfolgsgeschichte fort. Im DFB-Pokal zog der Verein als erster Viertligist der Geschichte ins Halbfinale ein. Auf dem Weg warf der FCS auch dank Keeper Daniel Batz im Elfmeterschießen den Karlsruher SC und Fortuna Düsseldorf aus dem Wettbewerb. Gleichzeitig konnte der FCS in der Liga seinen Vorsprung bis zum Abbruch im März auf sechs Punkte ausbauen. Als die Blau-Schwarzen Ende Mai offiziell als Meister der Regionalliga Südwest benannt wurden, fielen die Feierlichkeiten aufgrund der COVID-19-Pandemie und der laufenden Vorbereitung auf das DFB-Pokal-Halbfinale gegen Bayer Leverkusen vergleichsweise dezent aus. Nach drei Monaten ohne Spielpraxis ging das Pokal-Märchen gegen den Bundesligisten relativ unspektakulär mit 0:3 zu Ende.

Starker Mann bei dem Traditionsklub ist Hartmut Ostermann. Von 1998 bis 2007 war er bereits Präsident. Seit 2013 bekleidet er das Amt erneut. Daneben ist der Unternehmer mit den Victor’s Residenz-Hotels als Hauptsponsor eng mit dem Verein verbandelt. Dabei galt der 68-Jährige nicht immer als unumstritten. Unter Sportdirektor Milan Sasic, der von der Vereinsführung mit allen Vollmachten ausgestattet war, hatte sich der Klub von der Fanbasis entfernt. Es bildete sich die Initiative „Unser FC“. Ostermann zeigte Größe, hörte sich die Vorstellungen der Gruppe an und zog im April 2016 die Konsequenzen. Mit Dieter Ferner als Sportvorstand installierte er eine Ikone der Blau-Schwarzen, nahm die Fans wieder mit ins Boot.

In der 3. Liga wird Saarbrücken mit einem großen Teil des Kaders der vergangenen Saison an den Start gehen. Der wohl schmerzhafteste Abgang liegt auf der Funktionärsebene. Der Sportliche Leiter Marcus Mann verließ nach vier Jahren den Verein und wird Leizukünftig das Nachwuchsleistungszentrum der TSG 1899 Hoffenheim leiten. Mann half nach seinem Amtsantritt 2016 mit, das oft hektische und unruhige Umfeld rund um den Verein zu stabilisieren. Vorübergehend übernahmen seine Aufgabe Geschäftsführer David Fischer und Vizepräsident Dieter Ferner, aber schnell war mit Jürgen Luginger vom Rivalen FC Homburg ein Ersatz für das vakante Amt des Sportdirektors gefunden.

Mit Fabian Eisele und Gillian Jurcher verlassen nach Vertragsende nur zwei Spieler den Verein, die in der vergangenen Saison zu regelmäßig zum Einsatz gekommen waren. Dem stehen bisher fünf Neuzugänge gegenüber: Von Sonnenhof Großaspach kommt Mittelfeldspieler Sebastian Bösel (25), von Zweitliga-Absteiger SV Wehen Wiesbaden Rechtsaußen Nicklas Shipnoski und – mit Blick auf die U23-Regelung – die beiden 22-Jährigen, Flügelspieler Jonas Singer von der Zweitvertretung des 1. FC Kaiserslautern sowie Mittelfeldspieler Minos Gouras vom FC Astoria Waldorf. Außerdem kehrt Maurice Deville (27) vom SV Waldhof Mannheim zurück. Der luxemburgische Nationalstürmer (41 Einsätze) hatte bereits in der Saison 2013/2014 für die Blau-Schwarzen gespielt.

Dazu gab es zwei wichtige Vertragsverlängerungen. Torjäger Sebastian Jacob (27), bereits 2018 gegen die Löwen in der Relegation Torschütze, verlängerte seinen Vertrag bis 2023. Der kanadische Mittelfeldspieler Kianz Froese (24), mit vier Assists Top-Vorlagengeber der vergangenen Pokalsaison, unterschrieb bis 2021. Trotzdem wird in den kommenden Wochen noch der eine oder andere Neuzugang erwartet.

Fast schon eine Never-Ending-Story ist der Umbau des altehrwürdigen Ludwigsparkstadions. Nach zahlreichen Bauverzögerungen und Kostensteigerungen wird die Heimstätte des FCS auch zur Spielzeit 2020/2021 nicht rechtzeitig fertig. Die Stadtverwaltung Saarbrücken hatte kürzlich gegenüber dem „Saarländischen Rundfunk“ mitgeteilt, dass sie mit einer Fertigstellung erst Ende März kommenden Jahres rechnet. Der Grund für die erneuten Verzögerungen sind offenbar die komplexen Arbeiten bei der Verkabelung für sicherheitsrelevante Technik (Notbeleuchtung und Sprachalarmierung). Intern ist die Rede von einem Planungsfehler. Da das bisherige Ausweichstadion in Völklingen nicht den Ansprüchen der 3. Liga genügt, muss der Traditionsklub vorerst seine Heimspiele im rund 200 Kilometer entfernten Stadion des FSV Frankfurt am Bornheimer Hang austragen.

DATEN & FAKTEN

Name 1. FC Saarbrücken
Gründung 18. April 1903
Mitglieder 3500 (Stand: 09.07.2020)
Vereinsfarben Blau-Schwarz
Stadion Ludwigsparkstadion (16.000 Plätze nach Umbau), derzeit PSD-BANK-ARENA des FSV Frankfurt (12.542 Plätze)
Social Media Facebook: @ERSTERFCS; Twitter: @ersterfcs; Instagram: @ersterfcs
Trainer Lukas Kwasniok (seit 01.01.2020)
Letzte Saison 1. Platz Regionalliga Südwest mit 55 Punkten aus 23 Spielen bis zum Abbruch (Torverhältnis: 52:18)
Bester Torschütze Jacob Sebastian (17 Treffer)
Bilanz FCS gegen Sechzig 23 Spiele, 3 Siege, 8 Unentschieden, 10 Niederlagen, Torverhältnis: 22:36
Die letzte Begegnung ist den Löwen-Fans in bester Erinnerung. Es war das Rückspiel in der Relegation zur 3. Liga. Das Hinspiel im mit 6.800 Zuschauern ausverkauften Hermann-Neuberger-Stadion in Völklingen hatten die Sechzger mit 3:2 gewonnen. Im Rückspiel am 27. Mai 2018 vor 12.500 Fans im ausverkauften Grünwalder Stadion lagen die Löwen nach einem Eigentor von Jan Mauersberger (32.) und einem Treffer von Jacob Sebastian (57.) bereits 0:2 zurück. Doch dann erzielte Sascha Mölders per Foulelfmeter den Anschlusstreffer (66.), ehe der eingewechselte Simon Seferings mit seinem Tor zum 2:2 (82.) alles klar und den Aufstieg in die 3. Liga perfekt machte.

KURIOSES
Es passt wie die Faust aufs Auge, dass der 1. FC Saarbrücken zuletzt in Völklingen im Hermann-Neuberger-Stadion spielte. Der ehemalige DFB-Präsident war als Saarländer dem FCS immer wohlgesonnen. Schon bei der Bundesliga-Gründung sorgte er dafür, dass das Aushängeschild des kleinsten deutschen Bundeslandes zu den 16 Gründungsmitgliedern zählte. Frühzeitig bekam der FCS einen Startplatz, während sich die in der Tabelle besser gestellten Klubs 1. FC Kaiserslautern, Borussia Neunkirchen und FK Pirmasens erst qualifizieren mussten. Noch dreister war die Parteinahme 1975 bei der Einführung der zweigeteilten Regionalliga, dem Vorläufer der 2. Bundesliga. Dorfklub SV Alsenborn aus dem Wohnort von Weltmeister Fritz Walter vor den Toren Kaiserslauterns hatte dreimal hintereinander die Südwest-Meisterschaft gewonnen, während der 1. FC Saarbrücker in der Regionalliga einmal sogar gegen den Abstieg spielte. Am Ende der letzten Regionalliga-Saison besaß Alsenborn in der Berechnungsskala für die zweithöchste Spielklasse acht Punkte mehr als die Saarländer. Entgegen aller sportlicher Qualifikationen erklärte Neuberger kurzerhand: „Saarbrückens wirtschaftlich solidere Grundlage ist entscheidend. In Alsenborn fehlt alles, Stadion, Flutlicht und Publikum, in Saarbrücken ist alles da.“ Dieser Sichtweise folgte dann auch der DFB, bezeichnete die technischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen bei Alsenborn „als nicht gegeben“, verweigerte die Lizenz. Der Klub aus dem 2.800 Einwohner zählenden Dorf suchte juristische Hilfe bei der Zivilkammer in Kaiserslautern und bekam von dieser Stelle bescheinigt, dass die sportliche Qualifikation höher anzusiedeln sei. Beim DFB machte das aber keinen Eindruck. Die Blau-Schwarzen kamen rein, Alsenborn blieb draußen. Ganz Fußball-Deutschland witterte einen Skandal, zumal der mächtige DFB-Mann Neuberger als Ehrenmitglied beim 1. FC Saarbrücken geführt wurde.

TRANSFERS (Stand: 22.07.2020)
Zugänge:
Sebastian Bösel (SG Sonnenhof Großaspach), Nicklas Shipnoski (SV Wehen Wiesbaden), Jonas Singer (1. FC Kaiserslautern II), Minos Gouras (FC Astoria Walldorf), Maurice Deville (SV Waldhof Mannheim)
Abgänge: Timo Wagner (SV Röchling Völklingen), Cedric Euschen (SV Wehen Wiesbaden), Stephan Andrist, Fabian Eisele, Patrik Herbrand, Gillian Jurcher, Nino Miotke (alle Ziel unbekannt)

Die Neuen: Ein Sixpack für die 3. Liga – Teil 1 VfB Lübeck.

Die Neuen: Ein Sixpack für die 3. Liga – Teil 3: SC Verl.

Die Neuen: Ein Sixpack für die 3. Liga – Teil 4: Türkgücü München.

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