Geboren im ehemaligen Jugoslawien, mit acht Jahren nach Deutschland gekommen, zuletzt in Spanien und in der albanischen Nationalmannschaft gespielt - Neu-Löwe Valdet Rama ist polyglott und hat konkrete Vorstellungen.
1996 mit acht Jahren kam er ins südöstliche Ruhrgebiet nach Hagen. Sein Vater hatte dort Arbeit gefunden, ließ die Familie aus Titova Mitrovica, dem heutigen Kosovo, nachkommen. Schnell wurde das fußballerische Talent offensichtlich. Im Nachwuchs spielte er für den SSV Hagen, den Hasper SV und den SF Oestrich-Iserlohn. Mit 17 Jahren wechselte er zu Rot-Weiss Essen, ein Jahr später zum VfL Wolfsburg, wo er in der Reserve erste Erfahrungen im Herrenbereich sammelte. Doch die Konkurrenz bei den Niedersachsen war groß.
So schloss er sich 2008 dem Zweitliga-Aufsteiger FC Ingolstadt an. Bei den Schanzern schaffte der Außenbahnspieler den endgültigen Durchbruch im Profibereich, weckte bei anderen Klubs Begehrlichkeiten. Auch die Löwen wollten damals den schnellen Linksfuß verpflichten. Das Rennen machte jedoch Bundesligist Hannover 96. „Es ging damals nicht um Zahlen, sondern um die Perspektive, in der Ersten Liga zu spielen", gibt er offen zu.
Zu Beginn seiner Zeit bei den 96ern kam Valdet Rama regelmäßig im Bundesliga-Team zum Einsatz, dann aber nur noch in der Reserve. „Dieter Hecking hatte mich damals geholt." Doch der musste bald seinen Hut nehmen. Es kamen Andreas Bergmann und Mirko Slomka. „Sie hatten eine andere Philosophie." Zudem war es die Zeit, als Hannovers Torhüter Robert Enke sich das Leben nahm. „Für uns junge Spieler war das eine extrem schwierige Situation. Es fiel uns schwer, uns auf Fußball zu konzentrieren", erzählt der mittlerweile 26-Jährige.
Also wechselte er während seiner zweiten Saison in Hannover zum schwedischen Erstligisten Örebro SK, anschließend zu Real Valladolid in die Primera Division. Dort war er die letzten beiden Jahre aktiv, lief vergangene Saison 26 Mal für die Nordspanier auf. Einer seiner Teamkollegen war Ex-Löwe Antonio Rukavina. „Er hat mir zum Wechsel nach München geraten."
„Zunächst war ich mit der albanischen Nationalmannschaft unterwegs", erzählt er mit leichtem Ruhrpott-Slang. „Danach habe ich mich alleine fitgehalten, bin viel gelaufen, habe Stabilitätsübungen gemacht und viel Zeit im Kraftraum verbracht. Physisch bin ich gut dabei", merkte er nach seinen ersten Trainingseinheiten bei den Löwen. „Am Ball fühle ich mich am wohlsten. Und genau das hat mir gefehlt."
Normalerweise wäre Valdet Rama jetzt mit der Nationalmannschaft unterwegs. Am 7. September geht‘s in der EM-Qualifikation gegen Portugal. In Abstimmung mit dem italienischen Coach der Albaner, Giovanni De Biasi, verzichtete er auf eine Nominierung. „Es macht keinen Sinn, wenn du solange nicht mit der Mannschaft trainiert hast." In Zukunft will er aber wieder dabei sein. „Es macht unheimlich Spaß. Mit uns ist zu rechnen, wir werden Gas geben", sieht der doppelte Staatsbürger sein Team trotz starker Konkurrenz in der Gruppe nicht chancenlos.
Aber jetzt steht erst mal Sechzig im Mittelpunkt. „Ich habe mich hier sofort wohlgefühlt." Auch die ersten Trainingseinheiten mit Ricardo Moniz „haben mir gut gefallen. Ich denke, dass ich im Testspiel gegen den Club Nacional am Freitag mein Debüt für die Löwen geben werde." Sein eigentliches Ziel bleibt aber das Punktspiel am 14. September auf St. Pauli. „Bis dahin werde ich alles geben, was ich in mir habe, damit der Trainer nicht vorbeikommt, mich aufzustellen", so seine Ankündigung.
Wenn alles so rekordverdächtig schnell geht, wie die Wohnungssuche, wird Valdet Rama sicherlich in der Startelf in Hamburg stehen. Dabei profitierte er vom Wechsel Gabor Kiralys nach London. „Wir konnten sofort seine Wohnung übernehmen." Lebenspartnerin Laura ist mit der gemeinsamen Tochter Soraja (3 Monate) bereits in der bayerischen Landeshauptstadt angekommen, macht das Glück für den jungen Vater perfekt. Was fehlt, sind jetzt nur noch Siege mit den Löwen. „Für mich ist Sechzig ein Bundesliga-Verein", sagt er. „Jetzt müssen wir uns aber erst mal auf unsere Arbeit konzentrieren, zusammenhalten und Punkte holen."