Es ist das absolute Spitzenspiel der noch jungen Saison in der Regionalliga Bayern: Die kleinen Löwen treten als Zweiter am Freitag, 29. August, 18 Uhr, bei Spitzenreiter Würzburger Kickers an. Theoretisch könnten die Sechzger mit einem Sieg sogar die Mainfranken, die durch ihren Einsatz im DFB-Pokal ein Spiel weniger absolviert haben, in der Tabelle überflügeln.
Auf der Trainerbank treffen mit Torsten Fröhling und Bernd Hollerbach zwei alte Bekannte aufeinander. „Wir kennen uns seit Juli 1991. Ich kam damals als Spieler zum FC St. Pauli, ‚Holler‘ war schon da", erzählt Löwen-Coach Fröhling. „Er hat der Mannschaft damals das Weißwurstessen beigebracht."
Aber nicht nur auf dem Platz waren die beiden Abwehrspieler ein eingespieltes Duo, sondern auch abseits davon unternahmen sie einiges. „Wir sind öfters zusammen mit unseren Frauen in Ski-Urlaub gefahren", erzählt Fröhling. „Dabei haben wir immer Zwischenstation in Rimpar gemacht, übernachteten dort. Hollers Familie besitzt eine Riesenmetzgerei, hat uns mit Verpflegung eingedeckt. Danach ging's weiter in die Schweiz und auf dem Rückweg gab's dann noch mal das Gleiche."
Nach der Karriere war der Kontakt etwas unregelmäßiger. Doch seit feststand, dass Bernd Hollerbach die Würzburger Kickers übernimmt, wurde die Freundschaft wieder intensiviert, sich über die gemeinsame Liga ausgetauscht. „Wir telefonieren öfter mal miteinander. Holler hat sich auch nach Spielern erkundigt, die bei uns keinen neuen Vertrag mehr erhielten." Wärmstens empfahl der Löwen-Coach ihm dabei Ex-Schützling Liridon Vocaj, der bei den Kickers im Mittelfeld sofort zum Stammspieler avancierte. „Ich freue mich, dass es bei Liri so gut läuft", sagt Fröhling, „nur hoffe ich, dass er gegen uns einen schlechten Tag erwischt."
Ernst meint Fröhling das natürlich nicht. Auch mit Bernd Hollerbach blüht der Flachs. Doch gewinnen möchte der Löwen-Trainer in Würzburg trotzdem. „Das ist eine richtige Herausforderung für meine Mannschaft und mich. Wir freuen uns riesig auf einen starken Gegner und eine gute Atmosphäre."
Für den 47-jährigen 1860-Coach sind die Unterfranken klarer Favorit. „Würzburg ist das stabilste Team der Liga", so seine Einschätzung. Von sieben Spielen haben sie sechs gewonnen, nur einmal Unentschieden gespielt. Dazu kam der Überraschungscoup im DFB-Pokal gegen Fortuna Düsseldorf, als man in der heimischen flyeralarm-Arena den Zweitligisten mit 3:2 besiegte. „Wenn jeder seine Leistung zu 100 Prozent abruft, sind wir aber nicht chancenlos. Von meiner Mannschaft erwarte ich eine hohe Konstanz, den Mut und den Willen, zielstrebig nach vorne zu spielen", verbreitet er Optimismus.
Etwas Sorgen bereitet Fröhling seine Defensive. Mit Korbinian Burger (Schnittwunde an der Hand) und Peter Kurzweg (Sprunggelenksverletzung) fallen zwei Innenverteidiger aus. Auf Markus Schwabl, der gegen Nürnberg sein Saisondebüt in der Löwen-Reserve gab, kann er nicht zurückgreifen. Der Abwehrspieler wechselte am Donnerstag zurück zur SpVgg Unterhaching. Wenigsten kehrt Michael Kokocinski nach einer Nasenhöhlenentzündung in den Kader zurück. „Bisher sind wir mit den personellen Änderungen aber immer gut zurechtgekommen", will Fröhling nicht lamentieren. Gegen die Club-Reserve hat sein Team beim 4:2-Erfolg zuletzt sogar vier Tore erzielt. Das war Saison-Bestmarke. Weniger zufrieden zeigte er sich dagegen mit dem Defensivverhalten. „Da haben wir zu viele Möglichkeiten zugelassen. Das müssen wir gegen Würzburg unbedingt vermeiden."
Neben den Verteidigern fehlen weiterhin Nico Karger (Borreliose-Infektion) und Kasim Rabihic, der nach seinem Kurzeinsatz gegen Nürnberg erneut über Rückenprobleme klagt.
Egal wie das Spiel in Würzburg ausgeht - Löwen-Trainer Fröhling wird wie vor 20 Jahren in Würzburg bei seinem Freund Bernd Hollerbach übernachten. Vielleicht gibt's ja auch wieder Wurstwaren und Frankenwein von Familie Hollerbach. Aber wichtiger werden ihm sicherlich die Punkte sein ...