Efkan Bekiroglu ist zurück beim TSV 1860 München und will sich beweisen. In der U11 und U12 spielte er im Junglöwen-Nachwuchs, wurde aber nicht für gut genug befunden. „Zu langsam“, war damals das Urteil.
„Rückblickend kann ich es verstehen“, sagt der 22-Jährige und ist keineswegs nachtragend. „Ich war mit zwölf Jahren noch nicht reif genug.“ Über den ASV Dachau, den SC Fürstenfeldbruck, Phoenix München und den FC Unterföhring schaffte der Karlsfelder den Sprung in die Reserve des FC Augsburg, spielte drei Jahre für die Fuggerstädter in der Regionalliga und machte nicht zuletzt durch zwei Tore im Hinspiel beim 3:2-Sieg des FCA II gegen die Löwen auf sich aufmerksam.
Umgekehrt waren es die Löwen-Fans, die Bekiroglu bei dem Regionalliga-Rekordspiel in der WWK-Arena vor 21.219 Zuschauern begeisterten. „Das Stadion war komplett blau, die Atmosphäre krass. Ich habe so etwas zum ersten Mal erlebt!“
Bereits am Tag danach meldete sich 1860-Chefscout Jürgen Jung bei seinem Vater. Ausgerechnet Jung, der ihm vor über zehn Jahren die Botschaft überbringen musste, dass es für ihn im Sechzger-Nachwuchs nicht reiche. Kurz danach kam der Anruf von Daniel Bierofka, der den Mittelfeldspieler schon gerne im Winter geholt hätte. Das klappte aber bekanntlich nicht. „Wir waren im Abstiegskampf mit der Regionalliga-Mannschaft“, erklärt Bekiroglu. „Ich hab‘ auch nicht groß rumgezickt.“ Augsburg verweigerte die Freigabe, nahm den 22-Jährigen aber zur Profi-Mannschaft. Zwei Mal stand Bekiroglu im Bundesliga-Kader, zu einem Einsatz hat es nicht gereicht.
Für die Erfahrung war der Deutsch-Türke aber Trainer Manuel Baum, Sportdirektor Stefan Reuter und Chefscout Stefan Schwarz, alle mit Löwen-Vergangenheit, trotzdem dankbar. Und dafür, dass er mit Spielern wie Alfred Finnbogason, Markus Feulner oder Daniel Baier trainieren und sich austauschen konnte. Die Löwen waren auch dort ein Gesprächsthema. „Daniel Baier hat mich im Winter gefragt, ob der Wechsel klappt.“ Auch jetzt im Sommer gehörte der Ex-Löwe und jetzige Kapitän der Fuggerstädter zu den ersten Gratulanten.
Efkan Bekiroglu hat nicht den klassischen Weg über ein Nachwuchsleistungszentrum – sieht man von den beiden Jahren bei den Junglöwen ab – genommen, sondern ist eher ein Straßenfußballer. „Ich habe viel mit Freunden auf dem Bolzplatz gespielt, habe dort gelernt, mich durchzusetzen“, erklärt er. Seine Stärken liegen im Spiel mit dem Ball, technisch stark mit Zug zum Tor, aber auch mit dem Blick für den Nebenmann. Sein Vorbild ist Mesut Özil. „Von ihm schaue ich mir viel ab.“ Ebenso zählt Berkant Göktan dazu. „Mit elf Jahren habe ich ihn bewundert“, nebenan auf dem Trainingsgelände an der Grünwalder Straße oder im Stadion.
„In der Familie habe ich viele Sechzger-Fans und null komma null Bayern-Fans“, so Bekiroglu. Besonders sein Cousin ist ein eingefleischter Löwe. Mit ihm verfolgte er die Relegationsspiele am Fernseher. Besonders intensiv war die Anspannung beim Rückspiel. „Irgendwann konnte keiner mehr von uns sitzen“, beschreibt er die Szene.
In der Augsburger-Zeit wohnte Bekiroglu bei seinen Eltern in Karlsfeld, pendelte jeden Tag in die Schwaben-Metropole und begann nebenher in Ismaning mit einem Sportmanagement-Studium. Zum 1. Juli bezieht er eine eigene Wohnung, direkt am Trainingsgelände. Sein Fokus liegt jetzt erst mal komplett auf Fußball. „Ich will mich in der Mannschaft etablieren und am besten Stammspieler werde“, umschreibt er sein persönliches Ziel.
Taktisch und von den Abläufen her sei es bei den Löwen „etwas anderes“ als bisher. Die Trainingsintensität habe ihn überrascht. Dem TSV 1860 traut er in der 3. Liga eine gute Rolle zu. „Die Qualität im Team ist echt gut“, findet Bekiroglu. „Ich glaube, mit Sechzig kann man auch 2. Liga spielen.“ Ein Traum, den er gerne in den nächsten Jahren verwirklichen würde.