Eine doppelte Premiere gab’s am Montag bei den Löwen: Es war die erste Pressekonferenz der Saison 2021/2022 mit der sportlichen Führung, Geschäftsführer Günther Gorenzel und Cheftrainer Michael Köllner, dazu war es die erste Präsenz-Konferenz im neuen Pressestüberl überhaupt, dass seit September 2020 bereits fertiggestellt ist.
Die Saisoneröffnung-Pressekonferenz im Löwen-TV >>
„Es fühlt sich gut an“, erklärte Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel den anwesenden Medienvertreter, die er in Pandemie-zeiten nur via Bildschirm zu Gesicht bekommen hatte. „Danach hat sich jeder gesehnt, endlich wieder gemeinsam zusammenzukommen. Die letzten eineinhalb Jahre waren für jeden in seinem Bereich eine große Herausforderung“, stellte der 49-Jährige fest.
Danach legte der Österreicher den Fokus auf die Kaderplanung, bedankte sich bei allen Beteiligten, dass es zu einer „gemeinschaftlichen Lösung“ kam. „Wir haben uns in den letzten drei Jahren kontinuierlich verbessert.“ Im Vergleich zum ersten Drittliga-Jahr habe man die Punktausbeute um 20% gesteigert, in der vergangenen Saison nochmals um 10% – bei gleichbleibendem Etat. Im gleichen Zeitraum hätten sich die durchschnittlichen Gehälter in der 3. Liga um 30% erhöht. Unter diesem Gesichtspunkt sei die Entwicklung noch positiver zu bewerten.
Natürlich wolle ein Coach immer die bestmöglichste Mannschaft. Das sei legitim, so Gorenzel, der selbst 18 Jahre als Trainer arbeitete. „Ich habe versucht, die Wünsche von Michael Köllner in die Gremien zu tragen.“ Vieles davon konnte realisiert werden, vieles im Hintergrund und ohne großes Aufsehen. „Möglich war das nur durch einen gemeinschaftlichen Kraftakt, durch eine kooperative, konstruktive und zielgerichtete Zusammenarbeit unserer beiden Gesellschafter. Dem e.V., der sich vornehmlich mit seinen Mitteln im NLZ engagiert, die Ausbildung der Spieler finanziert, und mit Hasan Ismaik.“ Der Hauptanteilseigner würde nicht nur die Risiken in Pandemie-Zeiten kompensieren und damit Planungssicherheit garantieren, sondern habe bei dem Personaletat Sport für die laufende Spielzeit nochmals „einen wesentlichen Beitrag“ geleistet.
Dazu lobte Gorenzel seinen Geschäftsführer-Kollegen Marc-Nicolai Pfeifer. Dem kaufmännischen Geschäftsführer attestierte er, die Einnahmenseite verbessert zu haben, indem er neue Sponsoren akquirierte. „Gleichzeitig sind kaum welche abgesprungen. In der Summe war es am Ende möglich, den Bestandskader zusammenzuhalten. Dazu konnten wir uns breiter aufstellen als letzte Saison.“ Bewusst habe man sich für die drei Neuzugänge Marcel Bär, Yannick Deichmann und Kevin Goden entschieden. „Sie passen vom Charakter hundertprozentig zu uns, bringen viel Tempo mit und sind sehr variabel einsetzbar.“
Eine klare Zielsetzung wollte der Österreicher dagegen nicht formulieren, wohlweislich, dass nach Platz zwölf, acht und vier seit 2018 in der 3. Liga viele den Aufstieg erwarten. „Es wird keine Steilvorlage von mir geben. Von mir kommt kein Druck. Da habe ich vollstes Vertrauen in die Mannschaft und die Trainer“, so Gorenzel.
Der Löwen-Coach gab offen zu, dass er nach der verpassten Relegation einige Tage gebraucht habe, um die Saison zu verarbeiten. „Es gibt immer Positives und Negatives. Ich werde die richtigen Schlüsse daraus ziehen und versuchen, noch besser zu werden.“ Mit dem nötigen Abstand wertete auch er die abgelaufene Spielzeit als großen Erfolg. „Wir sind in vielen Bereichen besser geworden.“ Mit Blick auf die kommende Spielzeit habe man frühzeitig die personellen Weichen gestellt und neben den drei externen Neuzugängen noch den 17-jährigen Nathan Wicht aus dem eigenen Nachwuchs zu den Profis „hochgenommen“.
Dazu wurde die Infrastruktur optimiert, der Trainingsplatz 1 mit dem Hybridrasen „weicher“ gemacht, um im Winter bessere Bedingungen vorzufinden. Dazu kommt mit KINEXON ein Software-Partner, der das Trainerteam bei der Leistungsdiagnostik untertützt.
Köllner hat „einen sehr guten Eindruck“ von seinem Kader. „Alle sind topmotiviert!“ Dem zweieinhalbstündigen Trainingsaufgalopp am Sonntag folgten am Montag bereits die nächsten zwei Einheiten. „Wir tun gut daran, wenn wir uns jetzt mit harter Arbeit beschäftigen und unsere Themen seriös erledigen“, hält sich auch der Coach mit Prognosen zurück. „In erster Linie erwarten die Fans und Gesellschafter eine bodenständige Arbeit von uns und Identifikation mit dem Verein.“ Genau das sei auch der Trumpf in der abgelaufenen Saison gewesen. „Natürlich ist es unser mittelfristiges Ziel, den Klub in die Zweite Liga zu führen.“
Auf drei Spieler musste Köllner beim Trainingsauftakt verzichten, überraschend war aber nur das Fehlen von Daniel Wein. Der Mittelfeldspieler klagt über eine Achillessehnenreizung. „Ich hoffe, dass er das bald in den Griff bekommt.“ Bei Fabian Greilinger (Syndesmosebandriss) rechnet er Ende der Woche mit dem Einstieg ins Lauftraining. Lediglich Marius Willsch (Schambeinentzündung) bereitet dem Oberpfälzer Sorgen. „Das kann länger dauern. Marius hat sich Ende der letzten Saison in den Dienst der Mannschaft gestellt. Da muss man schauen, wie sich das entwickelt.“ Er will seinem Rechtsverteidiger die nötige Zeit geben, um die Verletzung auszukurieren. „Mit Goden haben wir jemanden verpflichtet, der die Position spielen kann.“
Dazu kehrte mit Tim Linsbichler ein Spieler zurück ins Training, der sich lange mit der gleichen Verletzung wie Willsch herumgeschlagen musste. Der 21-jährige Angreifer, der seit einem Jahr bei den Löwen ist, sei mittlerweile ohne Schmerzsymptomatik. „Jetzt geht es darum, ihn sukzessive ins Teamtraining zurückzuführen.“
Für Trainer Köllner ist die gestiegene Erwartungshaltung im Löwen-Umfeld ein „Kompliment für uns“. Er weiß, dass sein Team als Vorjahres-Vierter, nachdem die drei Erstplatzierten in die 2. Bundesliga aufgestiegen sind, automatisch zum Favoritenkreis gehört. Für den Aufstieg kämen aber einige Mannschaften mehr in Frage. Neben den drei Absteigern VfL Osnabrück, Eintracht Braunschweig und Würzburger Kickers zählt er den 1. FC Magdeburg und Viktoria Köln hinzu, die beide „eine starke Rückrunde gespielt haben“. Auch den 1. FC Kaiserslautern hat der Fußball-Lehrer auf dem Zettel.
„Wir wollen eine starke Löwen-Mannschaft entwickeln und uns nicht so sehr mit den Gegner beschäftigen“, bleibt er seinem Credo treu. Im ersten Schritt gelte es, „Substanz und Grundlagen zu schaffen und zu schauen, welches System am besten zu uns passt.“ Auf jeden Fall wird das – passend zu den Neuverpflichtungen – erneut sehr offensiv ausgerichtet sein. „Wenn wir das erledigt haben, können wir uns im nächsten Schritt mit den Ergebnissen beschäftigen.“