Drei Absteiger, vier Aufsteiger: Über ein Drittel des Teilnehmerfeldes in der 3. Liga ist neu. Wir stellen Euch die sieben Klubs – Borussia Dortmund II, Würzburger Kickers, 1. FC Schweinfurt 05/TSV Havelse, FC Viktoria 1889 Berlin, SC Freiburg II und Eintracht Braunschweig – nacheinander vor.
Für die BVB-Amas ist es eine Rückkehr in die 3. Liga. Bereits von 2011 bis 2015 spielten sie dort. Damals stiegen sie am letzten Spieltag durch eine 2:3-Niederlage gegen Dynamo Dresden ab. Trainer war David Wagner, der später mit Huddersfield Town und dem früheren Löwen-Kapitän Christopher Schindler in die Premier League aufstieg und zuletzt den FC Schalke 04 trainierte.
Allein die finale Saisonphase geriet zur hochkomplexen Angelegenheit: Mehrere positive Corona-Tests führten zu einer Großteil-Quarantäne, knapp vier Wochen Zwangspause und einem arg gedrängten Schlussprogramm mit fünf Partien in 13 Tagen. Drei Siege reichten am Ende, um sich als Erster vor Rot-Weiss Essen über die Ziellinie zu schleppen. In den 40 Saisonspielen kassierte die BVB-U23 lediglich eine Niederlage.
In der sportlichen Führung setzen die Schwarz-Gelben auf Kontinuität. Aufstiegstrainer Enrico Maaßen geht in seine zweite Saison – sein Vertrag wurde vorzeitig bis 2024 verlängert – und auch Kaderplaner und Teammanager Ingo Preuß (62), der die Mannschaft federführend zusammengestellt hatte, bleibt an Bord. Maaßen brachte das Kunststück fertig, zweimal hintereinander die Meisterschaft in der Regionalliga West zu gewinnen. Der 37-Jährige hatte schon 2020 mit dem SV Rödinghausen die Zulassung für die 3. Liga erspielt, doch der Dorfklub hatte keine Lizenz beantragt. Daraufhin war er enttäuscht nach Dortmund gewechselt.
Maaßen ist ein dynamischer, empathischer und hochtalentierter Trainer, der schon früher in den Profi-Fußball hätte wechseln können. Doch der Fußball-Lehrer will nichts überstürzen, sondern mit der jeweiligen Mannschaft und Liga wachsen. Die BVB-Amas lässt er meist in einem 3-4-1-2-System mit verdichtetem Zentrum und frühem und aggressivem Anlaufen spielen. Im eigenen Ballbesitz geht‘s mal überfallartig, mal gemächlich nach vorne. Je nach Spielsituation wird das Tempo variiert.
In der Aufstiegssaison waren Widerstandskraft, Nervenstärke, Aggressivität und Kreativität bei eigenem Ballbesitz die herausragenden Eigenschaften in einer langen und komplizierten Spielzeit, in der es keine einzig nennenswerte Schwächephase gab. Für eine zweite Mannschaft ist das eher ungewöhnlich, lag aber auch an der Zusammensetzung des Kaders mit hochbegabten Talenten und Routiniers, wie dem 31-jährigen Niklas Dams oder dem 26-jährigen Abräumer vor der Abwehr, Franz Pfanne. Zusammen mit Kapitän Steffen Tigges bildeten sie eine funktionierende Achse.
Während der Vertrag mit Dams noch läuft, wurde der von Pfanne verlängert. Mit 39 Einsätzen war der Sechser einer der Dauerbrenner des Teams. Der bei Dynamo Dresden ausgebildete Defensivspezialist unterschrieb bis Sommer 2024. Ebenso bleiben Außen Ansgar Knauff und Mittelfeldspieler Marco Hober (beide Vertrag bis 2023). Für Letzgenannten ist die 3. Liga kein Neuland. Für die Sportfreunde Lotte und Arminia Bielefeld war er dort bereits aktiv. Von der A-Junioren rücken die Talente Maik Amedick (19), Leon Klußmann (18), Albin Thaqi (19) und Kamal Bafounta (19) in die U23 auf. Mit Drittliga-Erfahrung wurden bisher Antonios Papadopoulos (Hallescher FC), Berkan Taz (SC Verl) und Ted Tattermusch (SV Meppen) verpflichtet.
Erneut gilt es für Maaß und sein Trainerteam, den personellen Umbruch zu moderieren und eine funktionierende Einheit auf den Platz zu bringen. Die Fluktuation ist wie bei allen Zweitvertretungen hoch. So wechselte Mittelfeldspieler Patrick Osterhage (21) zu Bundesliga-Aufsteiger VfL Bochum, Taylan Duman (23) zu Zweitligist 1. FC Nürnberg , Linksverteidiger Migel-Max Schmeling (21) zum SC Verl und Alaa Baki (20) zum MSV Duisburg.
Wichtig wäre es, wenn Top-Scorer Tigges (22 Treffer und 15 Vorbereitungen) erneut regelmäßig in der U23 zum Einsatz kommen würde. Ob das aber der Fall sein wird, ist zumindest fraglich. Schon in der abgelaufenen Saison war der gebürtige Osnabrücker nach den Verletzungen der einzigen etatmäßigen Angreifer Erling Haaland und Youssoufa Moukoko am 14. Spieltag für das Bundesliga-Team nominiert worden. Insgesamt bestritt der Spielführer der U23 dort sechs Spiele, gewann mit der ersten Mannschaft des BVB den DFB-Pokal und bekam im Januar einen Profivertrag.
Für die Zweitvertretung des achtfachen Deutschen Meisters und vierfachen DFB-Pokalsiegers wird es als Aufsteiger lediglich darum gehen, die Klasse zu halten. Das sieht auch Trainer Maaßen so: „Ein anderes Ziel als den Klassenerhalt kann ich ja gar nicht ausgeben. Wir wollen eine mutige Saison spielen“, kündigte er im kicker an. Dass die 3. Liga für eine U23 kein Selbstläufer ist, musste zuletzt der FC Bayern II schmerzlich erfahren. Erst Aufstieg und Drittliga-Meisterschaft, dann in der darauffolgenden Saison der Abstieg in die Regionalliga…
DATEN & FAKTEN
Name: Ballspielverein Borussia 09 Dortmund II
Gründung: 19.12.1909
Mitglieder: 154.000 (1. Februar 2021)
Vereinsfarben Schwarz-Gelb
Stadion: Rote Erde (10.000 Plätze)
Social Media: Facebook: @BVB; Twitter: @BVB; Instagram: @bvb09
Trainer: Enrico Maaßen (seit 01.07.2020)
Letzte Saison: 1. Platz Regionalliga West mit 93 Punkten aus 40 Spielen (Torverhältnis: 94:31)
Bester Torschütze: Steffen Tigges (22 Treffer)
Bilanz BVB II gegen Sechzig: –
Spieler, die für beide Teams aktiv waren: Julian Weigl, Moritz Leitner, Hendrik Bonmann, Jannik Bandowski, Sven Bender, Bernd Meier
KURIOSES
Mehrere Kontrahenten aus der Regionalliga West, darunter Rot-Weiss Essen, hatten gegen drei Spielverschiebungen aufgrund von Corona-Infektionen beim BVB II im Saisonfinale 2020/2021 geklagt. Die rund dreistündige Verhandlung brachte ein kurioses Verhalten der Dortmunder zu Tage. Laut Regularien muss eine Mannschaft nur zu einem Spiel antreten, wenn sie mindestens 16 gesunde Spieler zur Verfügung hat. Interessant in der Causa Borussia Dortmund II war, dass die Spielberechtigungsliste von ursprünglich 57 Spielern – bestehend aus Bundesliga-Profis und Nachwuchstalenten aus der U23 und U19 – am 5. Mai radikal auf 22 Spieler gekürzt wurde. Der Einspruch der Kontrahenten musste trotzdem abgelehnt werden. Es sei kein Vergehen, denn ein Verein muss bis Freitag, 14 Uhr, vor einem Spiel am Wochenende eine finale Spielberechtigungsliste vorlegen. Nachdem einen Tag später, am 6. Mai, zwölf Spieler für zwei Wochen in Quarantäne mussten, konnte der BVB aufgrund der verkleinerten Liste keine zehn spielfähigen Akteure mehr aufs Feld schicken.
TRANSFERS (Stand: 22.06.2021)
Zugänge: Julius Schell (Rot-Weiß Koblenz), Maik Amedick, Kamal Bafounta, Albin Thaqi, Leon Klußmann (alle eigene U19), Antonios Papadopoulos (Hallescher FC), Marco Pasalic (VfB Stuttgart II), Berkan Taz (SC Verl), Timo Bornemann (Fortuna Düsseldorf II), Ted Tattermusch (SV Meppen)
Abgänge: Henri Weigelt (TSV Steinbach Haiger), Taylan Duman (1. FC Nürnberg), Patrick Osterhage (VfL Bochum), Migel-Max Schmeling (SC Verl), Dominik Wanner (1. FSV Mainz 05 II), Alaa Bakir (MSV Duisburg), Malte Wengerowski (TuS BW Lohne)