Der Bart bei Michael Köllner ist ab! Das war die erste Erkenntnis bei der Löwenrunde zu Beginn der neuen Trainingswoche. „Meiner Frau gefällt es so besser“, kokettierte der 52-Jähirige mit seiner Glattrasur und einem stylischen Kurzhaarschnitt.
Auf die Frage, ob er traurig sei wegen des verpassten Aufstiegs, hatte er die passende Antwort parat. „Traurig ist was anderes. Es ist bitter – keine Frage!“ Schließlich sei man mit großen Erwartungen ins Spiel gegen den VfL Osnabrück gegangen. Gerade die Spiele gegen die direkten Konkurrenten zu Hause hätten einen entscheidenden Charakter gehabt. Braunschweig, Saarbrücken und eben Osnabrück: „Da hätten wir neun Punkte holen können“ – am Ende waren es trotz guter Leistungen nur zwei Zähler. „Uns hat vielleicht in den Spielen die Abgezocktheit und das Matchglück bei einigen Schiedsrichterentscheidungen gefehlt.“
Köllner war während der Partie aufgrund seiner Sperre zur Tatenlosigkeit verdammt. Er saß nicht auf der Trainerbank, sondern über der Haupttribüne in einer Kommentatorenkabine. „Es war beeindruckend, das Stadion aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.“ Erstmals habe er die Fan-Choreografie bewusst wahrgenommen. „Sonst ist immer alles wieder eingewickelt, wenn ich rauskomme.“
In seiner Box habe er „vor sich hin geschrien. Wir hätten nach dem 2:2 gleich das 3:2 nachlegen können. Dann wäre Osnabrück Tod gewesen. Leider haben wir die Möglichkeiten nicht konsequent genutzt.“ In der Schlussphase bekam dann der Gegner die zweite Luft. „So eine Aufholjagd kostet eben Kraft!“
Für ihn sei aber die Saison keineswegs gelaufen. „Wir sollten jetzt erst mal den Fokus auf die letzten vier Spiele richten, bevor wir die Saison analysieren. Platz vier ist immer noch ein Ziel, auch wenn wir diesen nicht aus eigener Kraft erreichen können.“ Der Oberpfälzer kann mit Aussagen, dass er und sein Team krachend gescheitert seien, ohnehin nichts anfangen. „Ist Erfolg nur, wenn man aufsteigt?“, so seine Frage in die Runde. Man müsse auch die aufgewendeten Mittel als Referenzwert heranziehen. „Mannheim hat die letzte Saison mit einem Minus von 2,4 Millionen Euro abgeschlossen und hat sich in der Winterpause mit Pascal Sohm und zwei weiteren Spielern verstärkt und liegt in der Tabelle hinter uns. Für unsere Möglichkeiten haben wir keine schlechte Saison gespielt“, findet Köllner. „Um letztlich aufzusteigen, müssen sich viele Sachen glücklich fügen. Das ist in dieser Saison leider nicht passiert!“
In der Vorrunde mit den vielen Unentschieden lief es nicht wie erhofft. Dann kamen die Verletzungen von Marius Willsch und Daniel Wein hinzu, erklärte der Coach. Auch der Abgang von Sascha Mölders, der nicht durch einen zusätzlichen Spieler kompensiert werden konnte. Trotzdem habe man mit den Auftritten im DFB-Pokal und einigen Serien „gute Phasen“ gehabt. Exemplarisch für die Spielzeit stehe die Partie gegen Osnabrück. „Die Leute haben gesehen, dass die Mannschaft wollte, dass sie nach dem 0:2 alles gegeben hat. Das ist das Entscheidende.“ Kaum jemand sei trotz der Niederlage unzufrieden gewesen. „Die meisten Zuschauer können das realistisch einschätzen.“
Zuletzt wurde in den Medien immer wieder die Zukunft des Trainers selbst thematisiert. „Das beschäftigt mich nicht“, erklärte der 52-Jährige. Auch Löwen-Pfarrer Rainer Maria Schießler, Stadtpfarrer von St. Maximilian im Glockenbachviertel, habe ihn nach der Ostermesse dazu ausgiebig befragt. „Wir waren danach noch einen Kaffee trinken. Er hat mich damit gelöchert“, scherzte Köllner. Doch auch für den Pfarrer gab’s keine andere Antwort. „Ich habe bei Sechzig Vertrag. Das ist Fakt. Über meine Zukunft mache ich mir keine Gedanken. Ich sage das nicht, weil ich mir alles offen lassen will, sondern weil es mich momentan wirklich nicht tangiert.“
Ihn treibe vielmehr an, „dass wir am Sonntag in Duisburg ein richtig gutes Spiel machen und gewinnen.“ Die schmerzhafte Niederlage aus dem letzten Jahr sitze noch tief. „Wir wollen in den verbleibenden Spielen so viel Punkte wie möglich holen!“