SECHZIGMÜNCHEN.
 

Die Neuen der 3. Liga: SpVgg Bayreuth – Festspiele in der Wagnerstadt.

Nach 32 Jahren gelang der Altstadt die Rückkehr in den Profifußball mit vielen Ex-Löwen in ihren Reihen. 

Wie jedes Jahr gibt’s auch heuer wieder einen kräftigen Wechsel in der 3. Liga. Sieben Teams in der 20er-Liga sind neu. Mit Erzgebirge Aue, FC Ingolstadt 04 und Dynamo Dresden gibt es drei Zweitliga-Absteiger. Dazu kommen die Regionalliga-Aufsteiger Rot-Weiss Essen, SV Elversberg, SpVgg Bayreuth und VfB Oldenburg. Nacheinander stellen wir die Neuen vor, beginnend mit der SpVgg Bayreuth.

Dass ausgerechnet der Baumeister des Erfolges, Trainier Timo Rost, die SpVgg Bayreuth verlässt, ist bitter. Die Gerüchte eines Wechsels zu Zweitliga-Absteiger Erzgebirge Aue hatten sich bereits verdichtet, da waren die Oberfranken noch gar nicht aufgestiegen. Nach Saisonende kam dann die Bestätigung, die niemand mehr überraschte. Der 43-Jährige soll die Veilchen zurück in die 2. Bundesliga führen, erhielt bei den Sachsen einen Zwei-Jahres-Vertrag.

Rost hatte am 4. September 2018 das Traineramt bei der „Oldschdod“ nach einem 2:2 in Pipinsried und nur vier Punkten aus acht Spielen auf dem letzten Platz der Regionalliga Bayern übernommen. Der damalige Trainer Joe Albersinger, auch kurzzeitig im Nachwuchs der Löwen unterwegs, musste gehen. Unter dem Ex-Profi und 145-maligen Bundesliga-Spieler Rost ging’s stetig bergauf. Nach dem miserablen Start beendeten die Bayreuther die Saison 2018/2019 auf dem 9. Platz, hielten souverän die Klasse.

In der folgenden Spielzeit, die von Corona-Unterbrechungen geprägt war und sich über zwei Jahre hinstreckte, war die Altstadt plötzlich ein Spitzenteam. Die Saison konnte wegen der Pandemie nicht normal zu Ende gespielt werden, der Meister wurde trotzdem in Play-offs ermittelt: Aschaffenburg, Bayreuth und Schweinfurt spielten den Ersten der Regionalliga Bayern aus. Damals waren die Schnüdel zu stark für die SpVgg, scheiterten aber in der Relegation am TSV Havelse.

Auch in die Saison 2021/2022, in der die Regionalliga Bayern dann den direkten Aufsteiger stellte, gingen die Bayreuther nicht als Top-Favorit. Da wurden die Schweinfurter, die SpVgg Unterhaching oder der FC Bayern II höher gehandelt. Aber mit einer unfassbaren Konstanz zogen die Oberfranken an der Konkurrenz vorbei, versprühten die Mentalität eines Spitzenteams. Ihr „Meisterstück“ machten die Gelb-Schwarzen am Ostermontag, als sie im Hans-Walter-Wild Stadion die kleinen Bayern vor 10.000 Zuschauern mit 4:0 abfertigten.

Neben dem Trainer gibt es viele Gründe für den Erfolg. Die Defensive der Altstädter um Ex-Löwen-Kapitän Felix Weber, Dennis Lippert, Edwin Schwarz, Steffen Eder, Tobias Weber und Marcel Götz stand fast immer sicher. Keine Mannschaft kassierte weniger Gegentreffer. Das war auch ein Verdienst des starken Torhüters Sebastian Kolbe. Aus einer sicheren Abwehr, so die von Rost praktizierte Spielphilosophie, schalteten die Bayreuther schnell um, brachten die Gegner mit ihren überfallartigen Kontern immer wieder in die Bredouille. Und vorne hatten sie einen, der den Löwen bestens bekannt ist: Markus Ziereis, einst in der Jugend der Sechzger mit Kevin Volland und Bobby Wood der Goalgetter, fand bei den Oberfranken nach seiner zweiten Zeit beim TSV 1860 seinen ausgeprägten Torinstinkt wieder und hatte somit großen Anteil am Erfolg der Mannschaft. Mit Stefan Maderer, Alexander Nollenberger und Ivan Knezevic, ebenfalls ein Ex-Löwe, hatte er in der Offensive starke Unterstützer, so dass die Tor-Ausbeute am Ende dreistellig für Bayreuth ausfiel.

Doch um schnell umzuschalten, braucht es ein Mittelfeld, dass nach Ballgewinn auch was mit dem Spielgerät anzufangen weiß. Hier war die Verpflichtung von Benedikt Kirsch das Düpfelchen auf dem i. Er war im vergangenen Sommer von Türkgücü gekommen, Rost machte den 15-maligen Zweitligaspieler sofort zu seinem Kapitän. Unterstützt wurde er in der Zentrale von Nicolas Andermatt, ebenfalls ein ehemaliger Sechzger. Der Schweizer kam vom SV Meppen kurz vor Transferschluss zu den Oberfranken, spielte ebenfalls eine starke Saison.

So gelang am Ende völlig verdient die Rückkehr in den Profifußball nach langen 32 Jahren der Abstinenz. Bis in die sechstklassige Landesliga hatte es die Oldschdod verschlagen, letztmals 2011. Nach einem später zurückgezogenen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens trat Vereinsvorsitzender Christian Wedlich 2008 seinen Dienst an, brachte mit einigen Mitstreitern wie Geschäftsführer Wolfgang Gruber den Klub zurück in die Spur.

Das Abenteuer 3. Liga soll zum größten Teil mit dem bisherigen Personal in Angriff genommen werden. Aus dem Aufstiegskader haben 20 Spieler bereits einen Vertrag, mit Martin Thomann (1. FC Schweinfurt 05) wurde bisher nur ein externer Zugang verpflichtet. Vom Profil passt er hervorragend in das praktizierte Umschalt- und Tempospiel der Bayreuther, das wohl auch in der 3. Liga das Mittel der Wahl sein wird. Einziges Problem: Wer wird neuer Trainer der Gelb-Schwarzen in der knapp 75.000 Einwohner zählenden Oberfranken-Metropole und vertritt er die gleich Spielphilosophie wie sein Vorgänger?

Der Fußball erlebte nach Jahren des Darbens eine Renaissance in der Wagnerstadt, die trotz ihrer überschaubaren Größe mit medi Bayreuth immerhin einen Basketball-Bundesligisten sowie mit den Bayreuth Tigers einen Eishockey-Zweitligisten beheimatet. Trotzdem dürfte der Fokus der Sportfans in der kommenden Saison eindeutig auf der Spielvereinigung liegen, gerade dann, wenn es gegen die Löwen geht.

DATEN & FAKTEN

Name: Spielvereinigung Oberfranken Bayreuth 1921
Gründung: 21. Juli 1921
Mitglieder: 600
Vereinsfarben Gelb-Schwarz
Größte Erfolge: Rekordmeister der Bayernliga mit 8 Titeln, Vizemeister der 2. Bundesliga Süd 1979, DFB-Pokal-Viertelfinale 1977 & 1980, Meister Regionalliga Bayern 2022, Platz 30 der Ewigen-Zweitliga-Tabelle
Stadion: Hans-Walter-Wild- Stadion (21.500 Plätze)
Homepage: www.spvgg-bayreuth.de
Social Media: Facebook: @SpVggOberfrankenBayreuth; Twitter: @spvggbayreuth; Instagram: @spvggbayreuth
Trainer: Timo Rost (seit 04.09.2018)
Letzte Saison: 1. Platz Regionalliga Bayern mit 93 Punkten aus 38 Spielen (Torverhältnis: 103:39)
Bester Torschütze: Markus Ziereis (21 Treffer)
Bilanz Bayreuth gegen Sechzig: 35 Spiele, 14 Siege, 7 Unentschieden, 14 Niederlagen; Torverhältnis: 58:69
Spieler, die für beide Teams aktiv waren: 
u.a. Markus Ziereis, Felix Weber, Michael Hofmann, Thomas Gebauer, Helmut Schmitz, Heinz Tochtermann

KURIOSES
Bayreuther Fans eröffneten 2001 das Altstadt-Kult-Museum. Die Anhänger haben einige Exponate aus der Historie der Spielvereinigung zusammengetragen und ausgestellt. Darunter befinden sich etwa alte Zeitungsausschnitte, ein Spielerpass von Armin Veh oder das Trikot von Uwe Sommerer, dem Siegtorschützen beim Pokalsieg im Januar 1980 gegen den FC Bayern München.

TRANSFERS (Stand: 24.05.2022)
Zugänge:
 Martin Thomann (1.FC Schweinfurt 05), Stefan Kiefer (SpVgg Bayreuth II)
Abgänge: Timo Rost (FC Erzgebirge Aue)

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