SECHZIGMÜNCHEN.
 

Die Neuen der 3. Liga: Rot-Weiss Essen – Schlafender Riese erwacht.

Mit Rot-Weiss Essen kehrt der Deutsche meister von 1955 nach 15 Jahren Abstinenz in den Profifußball zurück. 

Wie jedes Jahr gibt’s auch heuer wieder einen kräftigen Wechsel in der 3. Liga. Sieben Teams in der 20er-Liga sind neu. Mit Erzgebirge Aue, FC Ingolstadt 04 und Dynamo Dresden gibt es drei Zweitliga-Absteiger. Dazu kommen die Regionalliga-Aufsteiger Rot-Weiss Essen, SV Elversberg, SpVgg Bayreuth und VfB Oldenburg. Nacheinander stellen wir die Neuen vor, diesmal Rot-Weiss Essen.

Fußball-Nostalgiker tat es in der Seele weh, dass der Heimatverein von 1954er-Weltmeister Helmut Rahn oder Spielern wie Willi „Ente“ Lippens, Werner Lorant, Manni Burgsmüller, Horst Hrubesch, Jürgen Wegmann, Frank Mill oder Sascha Mölders zuletzt Mannschaften wie Sprockhövel, Erndtebrück und Wegberg-Beeck zu Punktspielen an der Hafenstraße empfangen musste. Immerhin ist Essen mit fast 600.000 Einwohnern die zehntgrößte deutsche Stadt, fast genauso groß wie Nachbar Dortmund oder Leipzig. Nach langen 15 Jahren kehrt RWE endlich wieder in den Profifußball zurück. In der letzten Zweitliga-Saison 2006/2007 spielte Essen das letzte Mal gegen Sechzig. Am 1. April 2007 siegten die Löwen durch Tore von Josh Wolff (46.) und Berkant Göktan (51.) vor 16.457 Zuschauern an der Hafenstraße mit 2:0.

Dass der Klub immer noch die Massen mobilisieren kann, war im DFB-Pokal 2020/2021 zu sehen. Auf einmal war RWE in Fußballdeutschland wieder in aller Munde, der WDR titelte sogar nach dem Einzug ins Viertelfinale in Anlehnung an Essens Klublegende Helmut Rahn von „Rahnsinn“. Nacheinander schaltete das Team von Trainer Christian Neidhart die Bundesligisten Arminia Bielefeld, Fortuna Düsseldorf und Bayer Leverkusen aus. Erst in der Runde der letzten Acht kam das Aus gegen Zweitligist Holstein Kiel.

Schon damals fragte sich jeder, warum es der Deutsche Meister von 1955 nicht wenigstens in die 3. Liga schafft. Auch in der abgelaufenen Saison wäre es beinahe schief gegangen. Nach souveränem Saisonstart musste Rot-Weiss Preußen Münster an sich vorbeiziehen lassen. Beinahe hätte ein Böllerwurf im Februar ausgerechnet gegen den Konkurrenten die Meisterschaft entschieden. Beim Stand von 1:1 wurde die Partie abgebrochen, zwei Spieler der Preußen hatten sich verletzt, das Spiel wurde mit 2:0 für Münster gewertet. Erst am vorletzten Spieltag übernahm Essen wieder die Tabellenführung. Preußen patzte in Wiedenbrück, spielte nur 0:0. RWE war mit einem 3:0 beim SV Rödinghausen der Nutznießer, ging mit einer um zwei Treffer besseren Tordifferenz ins letzte Saisonspiel und schaffte schließlich den Aufstieg.

„Der schlafende Riese ist erwacht“, verkündete RWE-Vorsitzender Marco Uhlig überschwänglich nach dem positiven Saisonfinale. Der Meister von 1955 war insgesamt dreimal in der Bundesliga vertreten (1966, 1969, 1973). 2007 stieg die Mannschaft unter Trainer Lorenz-Günther Köstner in die Regionalliga ab, verpasste im Jahr drauf die Qualifikation für die neu gegründete 3. Liga. 2010 ging es insolvenzbedingt sogar bis in die fünftklassige NRW-Liga runter (2010/2011). Aber auch dort kamen im Schnitt 7.000 Zuschauer. Ähnlich wie das Grünwalder Stadion ist die Hafenstraße 97a in Essen-Bergeborbeck ein kultisch verehrter Ort nicht nur bei Groundhopper.

„Ich bin so stolz, zu dieser Mannschaft zu gehören, die aus dieser Schweineliga rausgekommen ist“, jubelte Abwehrspieler Felix Herzenbruch nach dem 2:0-Erfolg über Rot-Weiss Ahlen vor fast 17.000 Zuschauern. Tausende waren nach Abpfiff aufs Spielfeld geströmt, herzten ihre Aufstiegshelden. „Mir standen Fans gegenüber, die hatten die Tränen in den Augen“, erklärte RWE-Spieler Oguzhan Kefkir mit brüchiger Stimme. „Da kann man sehen, welche Bedeutung das hier für die Fans hat.“ Mehr als 3.000 Feierlustige zogen anschließend mit bengalischen Feuern mehrere Kilometer durch die Innenstadt, sorgten für einen „Ausnahmezustand“ in Essen.

Mit bundesligaerfahrenen Kräften wie Felix Bastians und Thomas Eisfeld, der im vergangenen Jahr noch mit dem VfL Bochum in die Bundesliga aufgestiegen war, wurde die Rückkehr auf die nationale Bühne in Angriff genommen. Trotz des Topkaders wurde es zu einer Zitterpartie, zwei Kapitäne wurden suspendiert und zwei Spieltage vor Schluss und nach dem Aus im Halbfinale des Niederrheinpokals gegen den Wuppertaler SV musste auch noch Trainer Christian Neidhardt gehen. Sportdirektor Jörn Nowak übernahm interimsweise. Vielleicht gab genau diese Personalie nochmals den letzten Schub im Schlussspurt. Verlass war dagegen über die gesamte Spielzeit auf den 33-jährigen Torjäger Simon Engelmann, der 24 Mal für RWE traf.

Ein wichtiger Faktor in der Offensive neben Engelmann war Flügelflitzer Isaiah Young. Der 24-jährige Publikumsliebling soll deshalb unbedingt gehalten werden, jedoch zeigen Klubs wie der 1. FC Magdeburg und der VfL Osnabrück ebenfalls Interesse an dem US-Boy. Bisher wurde als externer Zugang lediglich Ron Berlinski vom zukünftigen Konkurrenten SC Verl verpflichtet.

Vieles hängt natürlich von der Trainer-Entscheidung ab. Essens Sportchef Nowak gibt sich zurückhaltend: „Wir bleiben bei unserer Strategie und werden keinerlei Namen kommentieren. Wir befinden uns in dieser Personalie voll in unserem anvisierten Zeitplan.“ Auf der Kandidatenliste sollen sich Christoph Dabrowski (zuletzt Hannover 96) und Patrick Glöckner (zuletzt Waldhof Mannheim) befinden. Spätestens in der zweiten Juni-Woche will Nowak das Geheimnis lüften, welcher Trainer RWE in die 3. Liga führt.

DATEN & FAKTEN

Name: Rot-Weiss Essen
Gründung: 1. Februar 1907
Mitglieder: 7.611 Mitglieder (Stand: 28. Mai 2022)
Vereinsfarben Rot-Weiß
Größte Erfolge: Deutscher Meister 1955, Deutscher Pokalsieger 1953, Deutscher Amateurmeister 1992, Meister Regionalliga West 2022, Westdeutscher Pokalsieger 1952, 1973
Stadion: Stadion an der Hafenstraße (20.650 Plätze)
Homepage:www.rot-weiss-essen.de
Social Media: Facebook: @Rot.Weiss.Essen1907; Twitter: @rot_weiss_essen; Instagram: @rwe.1907
Trainer: Christian Neidhart (16.07.2020 - 05.05.2022); interimsweise: Jörn Nowak (ab 05.05.2022)
Letzte Saison: 1. Platz Regionalliga West mit 87 Punkten aus 38 Spielen (Torverhältnis: 84:32)
Bester Torschütze: Simon Engelmann (24 Treffer)
Bilanz RWE gegen Sechzig: 12 Spiele, 1 Siege, 4 Unentschieden, 7 Niederlagen; Torverhältnis: 7:20
Spieler, die für beide Teams aktiv waren: 
u.a. Felix Weber, Hendrik Bonmann, Moritz Stoppelkamp, Sascha Mölders

KURIOSES
Vielleicht etwas aus der Zeit gefallen, aber immer noch stark frequentiert: Das RWE-Forum existiert seit mehr als 20 Jahren. Mehr als 19.000 Mitglieder diskutieren dort über ihren Verein, haben weit über 2,2 Millionen Beiträge zu fast 22.000 Themen geschrieben. Neben dem klassischen Forum existiert auch ein Bereich mit Pressemeldungen und ein Lexikon.

TRANSFERS (Stand: 30.05.2022)
Zugänge:
 Ron Berlinski (SC Verl), Mustafa Kourouma, Timur Mehmet Kesim (eigene U19), Felix Schlüsselburg (SV Lippstadt 08/Leih-Ende), Felix Heim (FSV Frankfurt/Leih-Ende)
Abgänge: Daniel Davari, Zlatko Janjic, David Sauerland (Vertragsende), Marius Kleinsorge (1.FC Kaiserslautern/Leih-Ende)

Die Neuen der 3. Liga: SpVgg Bayreuth – Festspiele in der Wagnerstadt.

Weitere Meldungen
04.05.2024Löwen müssen nach 1:2 Niederlage gegen BVB II weiter zittern.
 
03.05.2024U21 steigert sich in Erlbach nach der Pause, unterliegt aber 1:2.
 
03.05.2024Informationen zum ausverkauften Heimspiel gegen Dortmund II.
 
03.05.2024Giannikis: „Jeder weiSS um die Verantwortung und Wichtigkeit des BVB-Spiels!“
 

HAUPTPARTNER

 

EXKLUSIVPARTNER

      

PREMIUMPARTNER

         
Der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA setzt zur Optimierung der Website und zu Marketingmaßnahmen Tracking-Cookies ein; meine Daten werden gemäß der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA-Datenschutzerklärung verarbeitet. Meine Einwilligung kann hier jederzeit wiederrufen werden. Ich stimme zu, dass: