SECHZIGMÜNCHEN.
 

Die Neuen der 3. Liga: VfB Oldenburg – Viel Arbeit für den letzten Aufsteiger!

Nach 25 Jahren Abwesenheit schaffte der VfB Oldenburg die Rückkehr in den Profifußball. 

Wie jedes Jahr gibt’s auch heuer wieder einen kräftigen Wechsel in der 3. Liga. Sieben Teams in der 20er-Liga sind neu. Mit Erzgebirge Aue, FC Ingolstadt 04 und Dynamo Dresden gibt es drei Zweitliga-Absteiger. Dazu kommen die Regionalliga-Aufsteiger Rot-Weiss Essen, SV Elversberg, SpVgg Bayreuth und VfB Oldenburg. Nacheinander stellen wir die Neuen vor, diesmal den VfL Oldenburg.

Als letzter von vier Aufsteigern löste der VfB Oldenburg sein Drittliga-Ticket, kehrt nach einem Vierteljahrhundert Abstinenz in den deutschen Profifußball zurück. Das Team aus der 170.000 Einwohner Stadt in Niedersachsen setzte sich in der Relegation gegen den BFC Dynamo durch, gewann in Berlin mit 2:0. Im Rückspiel vor 12.000 Zuschauer im Marschweg-Stadion reichte eine 1:2-Niederlage zum Aufstieg. Danach verwandelten die Fans die altehrwürdige Spielstätte in ein Tollhaus. „Für den Verein bedeutet das so viel. Das gab es hier seit Jahrzehnten nicht“, erklärte Kapitän Max Wegner im NDR-Interview.

Doch groß Zeit zum Feiern bleibt keine. In knapp sechs Wochen beginnt schon das Abenteuer 3. Liga. Am 20. Juni, also 16 Tage nach dem letzten Relegationsspiel, ist laut Nordwest-Zeitung der Trainingsauftakt geplant. Die Spieler haben ungefähr drei Wochen weniger Pause als die Konkurrenz. Zudem müssen viele Dinge geklärt werden, angefangen bei der Mannschaft. Bisher vermeldete der VfB keinen Abgang und mit Kamer Krasniqi vom bisherigen Ligakonkurrenten BSV Rehden nur einen Zugang. „Die meisten unserer Spieler haben ohnehin ligaunabhängige Verträge“, erklärt der sportliche Leiter Sebastian Schachten in der Nordwest-Zeitung. Der Ex-Profi ist seit dem vergangenen Oktober für die Personalplanungen des VfB verantwortlich.

Doch nicht alle Leistungsträger aus der Aufstiegsmannschaft spielen sicher auch in der kommenden Saison für die Blau-Weißen. Außenstürmer Ayodele Adetula, mit 25 Scorerpunkten in 27 Regionalliga-Spielen bester Angreifer, ist heiß begehrt. Saarbrücken, Halle und Wehen Wiesbaden sollen ihre Fühler bereits nach ihm ausgestreckt haben.

Ansonsten gibt es wenig bekannte Namen im Oldenburger Kader. Die Ausnahmen sind Patrick Möschl und Marcel Appiah. Der 29-jährige Möschl spielte 102 Mal in der österreichischen Bundesliga (14 Tore), später für Dynamo Dresden in der 2. Bundeliga und für den 1. FC Magdeburg in der 3. Liga. Appiah kommt auf 52 Zweit- und 115 Drittliga-Einsätze für Arminia Bielefeld und den VfL Osnabrück. Dazu spielte er eine Saison für den NEC Nijmegen in der niederländischen Eredivisie. Der Innenverteidiger ist aber mit 34 Jahren schon im fortgeschrittenen Fußballalter.

Kapitän Max Wegner kann auf die Erfahrung von 92 Drittliga-Spielen für den SV Werder II, Erzgebirge Aue, Sportfreunde Lotte und SV Meppen zurückblicken. Dabei erzielte der mittlerweile 33-jährige Mittelstürmer acht Tore. Dazu kommen einige erfahrene Regionalliga-Spieler wie der 25-jährige Verteidiger Leon Deichmann. Der jüngere Bruder von Löwe Yannick Deichmann lief 108 Mal in der Regionalliga Nord auf. Nichtsdestotrotz besitzt der Kader derzeit kein Drittliga-Format, was auch die Verantwortlichen wissen. Um eine bessere Rolle als der letztjährige Aufsteiger aus dem Norden, der TSV Havelse, zu spielen, muss also die Qualität und Breite verstärkt werden.

Aufstiegstrainer Dario Fossi selbst ist kein Nordlicht, sondern wurde in Offenbach am Mai geboren. Der 41-Jährige ist sicherlich eine Bereicherung für die 3. Liga. Beim OFC begann seine fußballerische Karriere, über einen ehemaligen Trainer wechselte er schon 2005 zum VfR Neumünster, blieb dann im Norden und spielte für die Klubs FC Oberneuland, SV Wilhelmshaven und SW Rehden II. Fossi machte zunächst eine Ausbildung zum Bürokaufmann, später studierte er Sozialpädagogik und arbeitete an einer Wilhelmshavener Grundschule.

Der Deutsch-Italiener hauchte dem VfB neues Leben ein, nachdem die Oldenburger vor sechs Jahren auf den letzten Metern noch die Meisterschaft in der Regionalliga Nord verspielt hatten und 2018 noch am letzten Spieltag in Havelse um den Klassenerhalt zittern mussten. Dazu war der VfB nahezu pleite. Es erfolgte eine Konsolidierung und im Sommer 2020 wurde Fossi als neuer Cheftrainer verpflichtete. Er kam vom Stadtrivalen VfL Oldenburg, den er 2018 überraschend in die Regionalliga geführt hatte. Chancen, die Klasse zu halten, hatte er mit dem Kader allerdings nicht. Da boten ihm die Blau-Weißen wesentlich bessere Möglichkeiten als der Stadtkonkurrent, wenn auch nicht perfekte. Als Favorit ging der VfB keineswegs in die vergangene Saison in der Regionalliga Nord, zudem stand noch die Relegation gegen den Nordost-Meister als Hürde im Wege.

Doch der Hesse schaffte es, dass sich die Spieler wohl fühlten. Individuelle Qualität gepaart mit einem starken Teamgeist und einer Mannschaft, die auf dem Platz Herz zeigte und forsch nach vorne spielte, waren die Erfolgsgaranten. Dazu stellte Fossi unter Beweis, dass er Talente weiterentwickeln kann. Ein Problem wird künftig aber sein, dass er in der neuen Spielzeit neben seiner Tätigkeit als Drittliga-Trainer auch den Lehrgang zum Fußball-Lehrer absolvieren muss. Eine Doppelbelastung, die schon bei manchem Coach zum Scheitern führte.

Das bekannteste Gesicht beim VfB Oldenburg ist sicherlich der Präsident. Wolfgang Sidka, der schon Spieler im Klub war, wäre 1992 als Spielertrainer mit dem VfB beinahe in die Bundesliga aufgestiegen. Der Ex-Profi absolviert zwischen 1971 und 1986 333 Bundesligaspiele für Hertha BSC, Werder Bremen und 1860 München. Mit den Löwen stieg er in der Saison 1980/1981 aus der Bundesliga ab, spielte noch ein Jahr in der Zweiten Liga, ehe der Lizenzentzug folgte.

Seit April 2021 steht er dem VfB als Präsident vor. Sofort nahm er die Professionalisierung des Klubs ins Visier. Seine Hauptaufgabe besteht nun darin, möglichst schnell die Auflagen des DFB zu erfüllen. So ist das Marschwegstadion nur bedingt drittligatauglich. Unter anderem fehlt eine Rasenheizung und ein Flutlicht. Zudem ist die Nutzung durch die nahe Wohnbebauung eingeschränkt. Aus Lärmschutzgründen darf kein Spiel später als 18.30 Uhr angepfiffen werden, was bei Freitags- oder Montagsspielen bzw. in Englischen Wochen ein Problem darstellt. „Wir haben Auflagen vom DFB, die ein aufstrebender Verein erst mal erfüllen muss“, so Sidka gegenüber dem Deutschlandfunk. „Das ist ein sehr, sehr großer Schritt.“ Mittlerweile konnte er und seine Mitstreiter die HDI-Arena in der 175 Kilometer entfernten Landeshauptstadt Hannover als Ausweichstadion benennen.

Nach den Erfolgen Anfang der 1990er Jahren fristete der Fußball in Oldenburg zuletzt ein Schattendasein. Die Korbjäger der Baskets Oldenburg konnten sich als Nummer eins der Stadt etablieren. Die „Donnervögel“ locken regelmäßig gut 6.000 Besucher in ihre Halle und spielen in der höchsten deutschen Basketball-Liga. Dort, neben der Arena der Baskets, wo das alte Stadion Donnerschwee des VfB lag, träumt der Verein nun von einem Stadionneubau. Platz wäre vorhanden, das Investitionsvolumen würde sich auf 40 Millionen Euro belaufen. Die Politik hat bereits Bereitschaft erklärt, sich damit intensiver zu befassen. Eine Machbarkeitsstudie soll nun die zentrale Fragen beantworten. „Ich glaube, dass Oldenburg in Zukunft ein Fußball-Stadion braucht“, ist Sidka überzeugt. Der Aufstieg und die Fan-Massen, die dieser Erfolg bewegte, seien dafür „wieder ein ganz starker Beweis.“ Dazu müsste aber im ersten Schritt erst mal der Verbleib in der 3. Liga gesichert werden…

DATEN & FAKTEN

Name: Verein für Bewegungsspiele von 1897 e. V. Oldenburg
Gründung: 17. Oktober 1897
Mitglieder: 665
Vereinsfarben Blau-Weiß
Größte Erfolge: Meister Regionalliga Nord 2022; Meister Oberliga Nord 1976 und 1980
Stadion: Marschweg-Stadion (15.200 Plätze); Ausweichstadion: HDI-Arena Hannover (49.200 Plätze)
Homepage: www.vfb-oldenburg.de
Social Media: Facebook: @vfb1897; Twitter: @vfboldenburg; Instagram: @vfb_oldenburg
Trainer: Dario Fossi (01.07.2020)
Letzte Saison: 1. Platz Regionalliga Nord (Meisterrunde) mit 39 Punkten aus 18 Spielen (Torverhältnis: 32:13); Vorrunde Gruppe Süd: 43 Punkte aus 18 Spielen (Torverhältnis: 45:12)
Bester Torschütze: Ayodele Adetula (10 Treffer)
Bilanz VfB gegen Sechzig: 
Spieler, die für beide Teams aktiv waren:
Wolfgang Sidka 

KURIOSES
Um ein Haar wäre der VfB Oldenburg 1992 in der Bundesliga gelandet. Schon die Teilnahme an der Aufstiegsrunde der 2. Bundesliga Nord war eine Überraschung, aber das Team von Trainer Wolfgang Sidka ließ die Favoriten wie Hannover 96, FC St. Pauli und Hertha BSC hinter sich und pirschte sich immer mehr an Spitzenreiter Bayer Uerdingen heran. Am letzten Spieltag musste der VfB beim SV Meppen gewinnen, war aber gleichzeitig auf eine Niederlage Uerdingens am Millerntor angewiesen. 7.000 Oldenburger Fans reisten ins Emsland, wo das Team mit einem 2:0-Sieg seine Pflichtaufgabe erfüllte. In Hamburg aber fielen keine Tore, Uerdingen reicht der Punkt zum Bundesliga-Aufstieg.

TRANSFERS (Stand: 09.06.2022)
Zugänge:
 Kamer Krasniqi (BSV Rehden).
Abgänge: –.

Die Neuen der 3. Liga: SpVgg Bayreuth – Festspiele in der Wagnerstadt.

Die Neuen der 3. Liga: Rot-Weiss Essen – Schlafender Riese erwacht.

Die Neuen der 3. Liga: SV Elversberg – Zurückgekommen, um zu bleiben.

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