SECHZIGMÜNCHEN.
 

Die Neuen der 3. Liga: SV Sandhausen – Ziel ist die direkte Rückkehr.

Nach elf Jahren 2. Bundesliga geht's für den SV Sandhausen zurück in die 3. Liga. 

Wie jedes Jahr gibt’s auch heuer wieder einen kräftigen Wechsel in der 3. Liga. Sieben Teams in der 20er-Liga sind neu, also mehr als ein Drittel. Zu den drei Zweitliga-Absteiger SSV Jahn Regensburg, SV Sandhausen und Arminia Bielefeld kommen die vier Regionalliga-Aufsteiger VfB Lübeck, SC Preußen Münster, SSV Ulm 1846 und die SpVgg Unterhaching. Nacheinander stellen wir die Neuen vor, diesmal den SV Sandhausen.

Die „Unabsteigbaren“ sind abgestiegen! Nach elf Jahren musste „Ligazwerg“ SV Sandhausen den bitteren Gang in die 3. Liga antreten, obwohl die Kurpfälzer in dieser Zeit immer zu den Abstiegsanwärtern zählten. Was der kleine Klub vom Hardtwald im vergangenen Jahrzehnt geleistet hat, sieht man beim Blick auf die Statistik: Nur der FC St. Pauli war zuletzt länger am Stück in der 2. Bundesliga. Deshalb ist nach so vielen Jahren der Abstieg besonders bitter.

Sportlich war der SV Sandhausen eigentlich schon 2012 direkt nach dem Aufstieg als Drittliga-Meister wieder abgestiegen, doch weil der MSV Duisburg trotz des sportlichen Klassenerhalts keine Lizenz erhalten hatte, blieben die Sandhäuser auf Tabellenplatz 17 in der Liga. Anschließend gelang neunmal – zum Teil schon frühzeitig und souverän – der Klassenerhalt. Eine Entwicklung, die nicht abzusehen war, spielte der SVS zwischen 2008 und 2012 als Drittligist doch erstmals in seiner Vereinsgeschichte überhaupt im Profifußball.

Viele kluge Entscheidungen des kleinen Vereins aus der Nähe von Heidelberg waren es, die dafür sorgten, dass Sandhausen im Konzert der Großen so lange mithalten konnte und nicht selten selbst Traditionsklubs wie dem HSV ein Bein stellte. Nur ungern erinnert man sich in Hamburg an den Juni 2020 zurück, als Sandhausen mit 5:1 bei den Hanseaten gewann und somit eine Relegations-Teilnahme der Rothosen verhinderte. Vielleicht wäre der HSV ohne die Kurpfälzer schon längst zurück in der Bundesliga.

In der vergangenen Saison war vom glücklichen Händchen früherer Zeiten aber nicht viel übrig. Ohne Not ließ man Top-Torjäger Pascal Testroet im Sommer ziehen. Der Start in die Spielzeit 2022/23 verlief schlecht. Es wurde im weiteren Verlauf nicht besser. So überwinterte der SVS auf dem letzten Platz. Nach dem Start ins Spieljahr 2023 und einem 2:1-Erfolg über Arminia Bielefeld keimte kurzzeitig Hoffnung auf. Jedoch wurden die folgenden drei Spiele verloren, so dass nach der 0:3-Heimniederlage im Südwest-Derby gegen den Karlsruher SC Trainer Alois Schwartz freigestellt wurde. Am Folgetag wurde Tomas Oral als neuer Coach präsentiert, was sich schnell als absoluter Fehlgriff erweisen sollte. Nach nur sechs Spielen, in denen kein Sieg gelang, beendeten die Sandhäuser bereits im Februar das Missverständnis mit dem 50-Jährigen wieder und beförderten Co-Trainer Gerhard Kleppinger zum dritten Mal in der jüngeren Vergangenheit zum Chefcoach.

Doch realistische Chancen auf den Klassenerhalt gab’s schon da keine mehr. Zwar schien das Wunder angesichts von vier Punkten aus den ersten beiden Spielen unter dem 65-Jährigen zunächst Formen anzunehmen, doch dann setzte es zwei unglückliche Niederlagen gegen direkte Konkurrenten. Darunter gegen den mittlerweile von Schwartz trainierten F.C. Hansa Rostock. Bereits am vorletzten Spieltag war der Abstieg besiegelt.

Durch die frühe Entscheidung könnte sich die Rückkehr in die 3. Liga im Nachhinein für die Kurpfälzer als große Chance entpuppen. Im Gegensatz zu anderen Klubs hatte der SVS dadurch frühzeitig Planungssicherheit. „Wir wollen sieben bis acht Spieler aus dem jetzigen Kader halten“, sagte Sandhausen-Präsident Jürgen Machmeier gegenüber Sky als die Rückstufung in Liga drei feststand. Mit Dennis Diekmeier, Christian Kinsombi und Abu-Bekir El-Zein besaßen nur drei Spieler einen gültigen Vertrag für die 3. Liga. Dazu kam aus der eigenen Jugend Livan Burcu.

Schon frühzeitig, bevor sein Wechsel in die Kurpfalz überhaupt bekanntgegeben wurde, war Matthias Imhof als künftiger Sportchef in alle Personalien eingebunden. Imhof, der sowohl als Spieler wie als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums eine Löwen-Vergangenheit besitzt, konnte erst nach dem Saisonende beim österreichischen Erstligisten Austria Klagenfurt, wo der gebürtige Unterfranke als Geschäftsführer tätig war, in Sandhausen präsentiert werden. Dort machte er schnell Nägel mit Köpfen. Neben Spielerverpflichtungen stand die Suche nach einem neuen Trainer ganz oben auf der To-Do-Liste. Hier wurde er eine Woche vor dem Trainingsstart in seiner alten Heimat München fündig. Die Wahl fiel auf Danny Galm, bisher Coach der U19-Bundesliga-Mannschaft des FC Bayern, wo er in den letzten beiden Jahren in 47 Spielen auf einen Punkteschnitt von 1,66 kam. Zuvor arbeitete der Inhaber der UEFA Pro-Lizenz im Nachwuchs der TSG Hoffenheim in verschiedenen Positionen. Begonnen hatte Galm seine Laufbahn als Coach in der U19 der SpVgg Neckarelz (2013-2016).

Als Spieler war dem früheren Stürmer der große Durchbruch verwehrt geblieben, doch immerhin bestritt er in der Saison 2008/09 im Trikot der Stuttgarter Kickers 14 Drittliga-Spiele (drei Tore). In der Regionalliga (138 Einsätze) stand er zudem unter anderem für die SpVgg Neckarelz und die U23 des VfB Stuttgart auf dem Platz. Beim SVS wird Galm nun seine erste Station im Profifußball bestreiten. Unterstützung erhält er von Kleppinger, der auf seinen früheren Posten als Co-Trainer zurückkehren wird und damit als Identifikationsfigur dem Verein erhalten bleibt.

Schon vor der Trainerverpflichtung hatte Imhof einiges getan, um Machmeiers Zielsetzung für die neue Spielzeit umzusetzen. „Der Kader soll so ausgerichtet sein, dass die Möglichkeit besteht, gleich wieder aufzusteigen“, lautete die Ankündigung des Präsidenten, der dieses Amt bereits seit 1999 ausübt und in jener Zeit einen großen Anteil an der Entwicklung des SV Sandhausen genommen hat. Zu Beginn seiner Amtszeit hat der SVS „eine Haupttribüne aus dem Jahr 1985, ein marodes Klubhaus und 200.000 Mark Schulden“, wie der 64-Jährige mal verriet.

Seitdem hat sich nicht nur das Stadion am Hardtwald, sondern die gesamte Infrastruktur verändert. Der SVS sei für ein Jahr 3. Liga wirtschaftlich gewappnet, heißt es. Das zeigen auch schon die ersten Verpflichtungen von Imhof. Mit Rouwen Hennings (Fortuna Düsseldorf), Alexander Mühling (Holstein Kiel), Luca Zander (FC St. Pauli), Tim Maciejewski (1. FC Union Berlin) und Sebastian Stolze (Hannover 96) holte er ein zweitliga-erfahrenes Quintett. Dazu kamen bisher noch die Talente Joseph Charles Richardson II (Greifswalder FC) und Max Geschwill (TSG Hoffenheim II).

Das knapp über 15.000 Zuschauer fassende Stadion gehört dem Verein und trägt seit 2017 den Namen „BWT-Stadion am Hardtwald“. Zur neuen Saison wird es in „GP Stadion am Hardtwald“ umbenannt. Namensgeber ist die Fima Gölz Paletten aus Rheinland-Pfalz. Ansonsten wurde das Stadion seit dem Zweitliga-Aufstieg 2012 sukzessive ausgebaut, ist komplett überdacht und verfügt über elf Logen und über einen sogenannten „BusinessTurm“ neben der Haupttribüne, der auf zwei Stockwerken weiteren 400 Besuchern im Hospitalitybereich Platz bietet.

Ansonsten ist Sandhausen nicht gerade als Publikumsmagnet bekannt. In der 2. Bundesliga belegten die Kurpfälzer beim Zuschauerschnitt traditionell den letzten Platz. Dank attraktiven Gegnern wie dem HSV, FC St. Pauli oder 1. FC Kaiserslautern konnte wenigstens ein Schnitt über 6.000 Besucher in der Abstiegssaison erzielt werden. In der 3. Liga werden sie sicher in dieser Rangliste nicht an Dresden, Essen, Duisburg, Saarbrücken, Mannheim oder 1860 München heranreichen.

DATEN & FAKTEN

Name: Sportverein 1916 Sandhausen
Gründung: 1. August 1916
Mitglieder: 1.171 (01.01.2023)
Vereinsfarben: Schwarz-Weiß
Größte Erfolge: Deutscher Amateurmeister 1978 und 1993, Meister der 3. Liga 2012, 13 Mal Badischer Pokalsieger
Stadion: BWT-Stadion am Hardtwald (15.414 Plätze)
Homepage: www.svs1916.de
Social Media: Facebook: @SVSandhausen1916eV; Twitter: @SV_Sandhausen; Instagram: @svs_1916; YouTube: @SVSandhausen1916ev
Trainer: Alois Schwartz (22.09.2021 bis 19.02.2023), Tomas Oral (20.02.2023 bis 10.04.2023), Gerhard Kleppinger (11.04.2023 bis 30.06.2023), Danny Galm (ab 01.07.2023)
Letzte Saison: 18. Platz 2. Bundesliga mit 28 Punkten aus 34 Spielen (Torverhältnis: 35:63)
Bester Torschütze: Christian Kinsombi (6 Treffer)
Bilanz SVS gegen Sechzig: 11 Spiele, 4 Siege, 3 Unentschieden, 4 Niederlagen; Torverhältnis: 14:16
Spieler, die für beide Teams aktiv waren: 
u.a. Jesper Verlaat, Marlon Frey, Emanuel Taffertshofer, Adriano Grimaldi, Korbinian Vollmann, Nicky Adler, Eke Uzoma, Michael Schick, Florian Tausendpfund

KURIOSES
Dem SV Sandhausen gelang im DFB-Pokal am 27. August 1995 im Hardtwaldstadion nicht nur eine faustdicke Überraschung gegen den VfB Stuttgart mit Bobic, Elber, Balakov und Berthold, sondern auch ein Eintrag in die Geschichtsbücher des Wettbewerbs. Nach 90 Minuten und Verlängerung stand es 2:2. Das anschließende Elfmeterschießen gewannen die Sandhäuser mit 13:12.

TRANSFERS (Stand: 19.06.2023)
Zugänge:
 Joseph Charles Richardson II (Greifswalder FC), Rouwen Hennings (Fortuna Düsseldorf), Alexander Mühling (Holstein Kiel), Luca Zander (FC St. Pauli), Max Geschwill (TSG Hoffenheim II), Tim Maciejewski (1. FC Union Berlin), Sebastian Stolze (Hannover 96), Livan Burcu (eigene U19), Vincent Schwab (Eintracht Trier/Leihende)

Abgänge: David Kinsombi (SC Paderborn), Janik Bachmann (Hansa Rostock), Aleksandr Zhirov (Baltika Kaliningrad), Patrick Drewes (Karlsruher SC), Benedikt Grawe (Bahlinger SC), Vincent Schwab (TSV Steinbach), Chima Okoroji, Matej Pulkrab, Bashkim Ajdini, Immanuel Höhn, Marcel Ritzmaier, Alexander Esswein, Hamadi Al Ghaddioui, Philipp Ochs, Oumar Diakhite, Josef Ganda (alle Ziel unbekannt), Raphael Framberger (FC Augsburg/Leihende), Merveille Papela (1.FSV Mainz 05/Leihende), Kerim Calhanoglu (FC Schalke 04/Leihende), Ahmed Kutucu (Basaksehir FK/Leihende), Kemal Ademi (FK Khimki/Leihende), Marcel Mehlem (SC Paderborn/Leihende)

Die Neuen der 3. Liga: VfB Lübeck – Ein neuer Anlauf.
Die Neuen der 3. Liga: Preußen Münster – Aller guten Ding sind drei!
Die Neuen der 3. Liga: SSV Ulm 1846 – Comeback nach düsteren Jahren.
Die Neuen der 3. Liga: SpVgg Unterhaching – Vorstädter setzen auf die Jugend.

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