SECHZIGMÃœNCHEN.
 

Blick zurück: Saison 1997/1998.

Das Löwen-Team in der Saison 1997/1998, hinten (v. li.): Betreuer Hugo Hackl, Co-Trainer Stefan Mücke, Matthias Hamann, Marco Walker, Andrè Hofschneider, Daniel Borimirov, Olaf Bodden, Matthew Okoh, Paul Agostino, Jochen Kientz, Bernhard Winkler, Masseur Hans Hodrius, Co-Trainer Peter Pacult. Mitte (v. li.): Physiotherapeut Uwe Veronik, Holger Greilich, Jens Jeremies, Besnik Hasi, Rayk Schröder, Holger Fach, Jörg Böhme, Manfred Bender, Torwart-Trainer Claus Boden, Trainer Werner Lorant. Vorne (v. li.): Danny Fuchs, Manfred Schwabl, Abédi Pelé, Ronny Ernst, Michael Hofmann, Bernd Meier, Daniel Hoffmann, Peter Nowak, Miroslav Stevic, Harald Cerny, Horst Heldt. 

Was für eine Spielzeit 1997/1998: Beinahe wäre der UEFA-Cup-Teilnehmer TSV 1860 München mit Spielern wie Abedi Pelé, Jens Jeremis, Daniel Borimirov oder Horst Heldt in die Zweite Liga abgestiegen. Die Rettung kam vier Spieltage vor dem Ende in Form von Amateurtorwart Michael Hofmann, der bis dato noch keinen Profieinsatz hatte und eigentlich nur Keeper Nummer drei war. Mit drei Siegen in Folge verließen die Löwen den Abstiegsrang, sicherten sich am vorletzten Spieltag den Klassenerhalt.

Die Spielzeit hatte mit dem Rückzug von Manni Schwabl begonnen – die Nachwirkungen der Querelen um die Saisonabschlussfeier des Vorjahres. Es entpuppte sich als das Sommertheater schlechthin in der Bundesliga und beherrschte im Juni/Juli 1997 die Schlagzeilen der Münchner Zeitungen sowie im übrigen Deutschland bei den Fußball-Fans. Nachdem der Löwen-Kapitän die vom Präsidium organisierte Saison-Abschlussfeier im Mai boykottiert hatte und deshalb Zoff mit Präsident Karl-Heinz Wildmoser und Trainer Werner Lorant bekam, wurde Schwabl suspendiert und sollte sich einen neuen Verein suchen. Wozu der Manni jedoch keine Lust verspürte, er wollte weiter ein Löwe bleiben und erschien auch zu Beginn der Saison 1997/1998 pünktlich zum Training. Auch ins Trainingslager nach Bad Gögging fuhr Schwabl mit, immer noch in der Hoffnung, dass er bei Werner Lorant wieder eine Chance erhalten würde.

Von wegen. Die Situation eskalierte immer mehr, vor allem, nachdem sich einige Fanatiker einmischten und Lorants Familie bedrohten. Angesichts dieser Entwicklung zog Schwabl einen Schlussstrich und löste seinen Vertrag auf.

Wegen der Schwabl-Affäre sah die Klub-Führung mit sehr gemischten Gefühlen dem ersten Bundesliga-Spieltag entgegen. Welchen Einfluss würde das ganze Theater auf die Mannschaft haben? Der Start ging alles andere als in die Hose. Beim VfB Stuttgart holten die Sechzger ein beachtliches 1:1. Tiefes Durchatmen bei Karl-Heinz Wildmoser, der hinterher feststellte: „Ihr glaubt ja gar nicht, wie wichtig dieser Punkt heute war.“

Nur zwei Neuzugänge hatten an dieser Partie teilgenommen: Holger Fach als Libero und Heimkehrer Jochen Kientz (Manndecker). Die übrigen Neuen (Andre Hofschneider, Besnik Hasi, Stefan Malz, Daniel Hoffmann, Paul Agostino) fanden noch keine Berücksichtigung. Aber so erfreulich der Start für die Löwen in Stuttgart war, in den Wochen danach wurde die Stimmung an der Grünwalder Straße immer schlechter. Nach vier Spieltagen stand der TSV 1860 nach wie vor ohne Sieg da, wobei vor allem das 0:1 zu Hause gegen Hansa Rostock schwer schockierte. Fünf Minuten vor Schluss hatte Keeper Bernd Meier nach einem 25-m-Schuß von Martin Groth den Ball unter dem Bauch hindurch ins Tor kullern lassen.

Eine Woche später dann endlich der erste Saisonsieg. Dank Bernhard Winklers Treffer wurde Arminia Bielefeld mit 1:0 geschlagen. Es war übrigens das erste Bundesligaspiel, das der TSV 1860 an einem Montag austrug. Zwei Tage zuvor war das Spiel abgesagt worden, weil das sich gerade in Reparatur befindliche Dach des Olympiastadions die Sicherheit der Zuschauer nicht gewährleisten konnte.

Auch die Löwen ließen es an Sicherheit mangeln. Gegen Duisburg gab es zu Hause erneut ein peinliches 0:1, irgendwie kam die Mannschaft einfach nicht in die Gänge. Dabei konnten die Sechzger ja tollen Fußball spielen, wie sie beim 3:2 in Dortmund oder auch beim 3:3 in Bremen (mit vier Aluminiumtreffern) unter Beweis stellten.

Aber dann setzte es auch Schlappen wie das 1:5 in Mönchengladbach, auf die wiederum ein 2:1-Sieg beim Hamburger SV folgte. Beim Drittligisten Hannover 96 schied man andererseits aus dem DFB-Pokal wieder mal frühzeitig aus. Werner Lorant tobte, dass die Wände wackelten. Die Fetzen flogen auch beim Lokalderby an Allerheiligen. Mario Basler wollte dem Löwen-Coach an die Wäsche, Peter Pacult mischte sich ein und im Nu war die schönste Rangelei im Gange. 2:2 endete der Lokalkampf gegen die Roten, aber die Sechzger (sie führten zweimal nach Toren von Horst Heldt und Winkler) durften sich wenigstens als moralischer Sieger fühlen. Denn spielerisch waren sie dem großen Favoriten wieder mal deutlich überlegen, vor allem in der ersten halben Stunde. Manni Bender: „Da haben wir die Bayern fast schwindlig gespielt, die wussten ja gar nicht, was eigentlich los war!“

Bei den Löwen war ansonsten viel los. Wenig Angenehmes allerdings. Innerhalb der Mannschaft rumorte es. Horst Heldt liebäugelte mit einem Wechsel nach Stuttgart, durfte aber nicht gehen. Peter Nowak bettelte auch täglich um seine Freigabe und versuchte, dieses Ansinnen mit unengagiierten Darbietungen auf dem Spielfeld zu unterstützen. Andre Hofschneider war stinksauer, dass nicht er, sondern Holger Fach Libero spielen durfte…

In der Bundesliga ging's - wen wundert‘s - daher auch immer weiter bergab. Aus den letzten fünf Spielen vor der Winterpause fuhren die Löwen lediglich nur noch ein Pünktchen ein (beim 0:0 in Karlsruhe) und verloren gleich drei Heimspiele hintereinander (gegen Bochum, Stuttgart und Bremen). Das Weihnachtsfest „feierte“ der TSV 1860 als Tabellen-15. mit nur einem Punkt Vorsprung auf einen Abstiegsplatz.

Es war klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Es musste gehandelt werden. Vier neue Spieler wurden geholt: Ned Zelic, Bernd Hobsch, Hristo Jovov und Abderrahim Ouakili, der schon kurz vor Weihnachten verpflichtet worden war. Nicht mehr im Kader der Löwen im neuen Jahr: Peter Nowak (ging nach Chicago), Holger Fach, der um Vertragsauflösung gebeten hatte. Libero spielte jetzt Jens Jeremies, was Andre Hofschneider veranlasste, weiter gegen Trainer Werner Lorant zu motzen. Der Löwen-Coach ließ sich das nicht gefallen, verpasste dem ehemaligen Rostocker und dem ebenfalls permanent quengelnden Jörg Böhme einen Platz auf der Tribüne, verzichtete in der Rückrunde fast völlig auf ihre Dienste.

Der Start nach der Winterpause ging aber auch mit den „neuen“ Löwen schwer in die Hose. In Rostock verlor der TSV 1860 mit 0:3, anschließend rettete Agostinos Treffer kurz vor Schluss wenigstens ein 1:1 in Bielefeld. Große Freude kam darüber jedoch nicht auf. Denn mittlerweile befanden sich die Sechzger auf dem vorletzten Tabellenplatz. Eine Woche später waren sie dann sogar Letzter. Und völlig am Boden zerstöört. 3: 1 hatte man nach 70 Minuten gegen Bayer Leverkusen geführt und am Ende noch 3:4 verloren. Ein Keulenschlag, von dem sich die Mannschaft - so glaubten viele - wohl nicht mehr erholen würde. Besonders bitter war dieses Spiel für Paul Agostino. In der 66. Minute war der Australier eingewechselt worden, zwei Minuten später erzielte er das 2: 1, weitere zwei Minuten darauf das 3:1. Zwei herrliche Treffer, für die sich Agostino jedoch am Ende nichts kaufen konnte.

Die schon totgesagten Löwen allerdings zeigten eine Woche später wieder ihre Zähne. Ein 2:0 in Duisburg nährte wieder die Hoffnungen auf den Klassenerhalt und eine Woche später folgte gar ein 4:2 über Weltcup-Sieger Borussia Dortmund. Wobei der TSV 1860 bereits nach 24 Minuten mit 4:0 in Front gelegen war!

Lorants Jungs arbeiteten sich in den nächsten Wochen wieder auf einen Nichtabstiegsplatz vor, nach dem 1:3 im Derby gegen die Bayern am 30. Spieltag fielen sie jedoch erneut auf Platz 16 zurück. Es sah nicht gut aus. Ein 3:1 zu Hause gegen Hertha BSC verschaffte wieder etwas Luft, bevor es zum hochbrisanten Duell nach Köln ging. Beide Mannschaften wiesen je 35 Punkte auf, waren nur einen Zähler von Platz 16 entfernt. Ein Schicksalsspiel, in dem die Sechzger einen Traumstart hinlegten. Bereits nach 35 Minuten führten sie dank der Treffer von Harald Cerny, Winkler und Heldt mit 3:0. Dann jedoch hätten sie das Spiel fast noch aus der Hand gegeben. Die Kölner waren nach 56 Minuten auf 2:3 herangekommen und nur mit ganz viel Glück brachte der TSV 1860 den Sieg schließlich unter Dach und Fach. Zwei Spieltage vor Schluss betrug der Vorsprung auf Platz 16 drei Punkte. Die Rettung schien nahe. Und sie wurde eine Woche später im Heimspiel gegen Schalke 04 auch perfekt gemacht. Guido Gorges erzielte das Tor des Tages zum 1:0-Sieg, den 45.700 Zuschauer im Olympiastadion begeistert feierten. Und was sagte Werner Lorant hinterher: „Nie mehr will ich eine solche Sch...-Saison mitmachen!“

RÜCKKEHR INS INTERNATIONALE GESCHÄFT

Das war Maßarbeit. Auf den Tag genau nach 28 Jahren meldete sich der TSV 1860 im Europapokal zurück. Am 16. September 1969 waren die Löwen nach einem 1:2 bei Skeid Oslo aus dem Messepokal ausgeschieden, am 16. September 1997 bestritten sie ihr erstes UEFA-Cup-Spiel beim finnischen Vertreter Jazz Pori. Die Partie fand in Tampere statt und die Sechzger gewannen durch ein Tor von Abedi Pelé mit 1:0. Rund 600 mitgereiste Fans bejubelten das geglückte Comeback der Löwen auf der internationalen Bühne. Im Rückspiel schossen Bernhard Winkler (2), Harald Cerny, Jörg Böhme, Peter Nowak und Matthias Hamann einen 6:1-Kantersieg heraus.

Der Gegner in der 2. Runde hieß Rapid Wien. 0:3 verloren die Sechzger das Hinspiel in der österreichischen Hauptstadt und stellten sich dabei nicht gerade sehr intelligent an. Marco Walker und Olaf Bodden kassierten unnötige Platzverweise, Werner Lorant war ziemlich stinkig. Allerdings gab der Löwen-Coach die Hoffnung aufs Weiterkommen noch lange nicht auf. Im Rückspiel legte der TSV 1860 dann auch eine grandiose 1. Halbzeit hin, führte durch Treffer von Daniel Borimirov und Winkler mit 2:0. Außerdem hatten diesmal die Wiener zwei Mann durch Rot verloren, alles schien nach Plan zu laufen. Nach der Pause jedoch flog Miroslav Stevic vom Platz, Rapid verkürzte auf 1:2, und damit war die Sache gelaufen. Die Löwen hatten sich aus dem UEFA-Cup verabschiedet.


KURIOSES

Finnischer Stürmer Kulta im Gespräch
Nach dem UEFA-Pokal-Spiel gegen den finnischen Vertreter Jazz Pori geisterte tagelang ein neuer Spieler durch die Boulevardpresse, seines Zeichen Finne mit Name Lapin Kulta von HIK Poropata. Der sagenumwobene Stürmer, den niemand kannte, was in der Vor-Internet-Ära nichts außergewöhnliches war, war in Wahrheit eine finnisches Biermarke. Den Reportern um Tom Nuggis (BILD) und Claudius Mayer (tz) war langweilig auf der Auswärtsfahrt, aus einer Laune heraus entstand eine Wette, gefolgt von Spekulationsberichten („Holt 1860 den Finnen Kulta?“) – dabei steht Lapin Kulta noch heute in den Bierregalen Suomis. Einen Fußballplatz hat er nie betreten, obwohl Präsident Karl-Heinz Wildmoser, der damalige Präsident, öffentlich zu den Gerüchten Stellung nahm. „Das ist sicher ein interessanter Mann“, sagte er tags drauf in eine TV-Kamera. Kann man ja mal unverfänglich behaupten. Besser, so dachte Wildmoser wohl, als sich hinterher mangelnde Fachkenntnis des skandinavischen Transfermarkts vorwerfen zu lassen. Auch Werner Lorant machte das Spiel mit, obwohl er es schnell durchschaut hatte. Denn er kannte seine Pappenheimer von der Presse…

Meiers bitterer Patzer
Die 43. Minute im Lokalderby gegen den FC Bayern am 10. April 1998: Beim Stand von 0:1 hatte Bernd Meier den Ball in der Hand, um ihn gleich nach vorn zu schlagen. Achtlos warf er die Kugel wenige Meter vor sich auf den Rasen und dann ging alles blitzschnell: Carsten Jancker kam von hinten angerauscht, schnappst sich den Ball und schoss ihn ins leere Tor. Entsetzen bei den Löwen-Fans, ungläubiges Staunen bei Werner Lorant, Fassungslosigkeit bei Meier. Nicht sein erster „dicker Hund“ in dieser Saison. Schon im Heimspiel gegen Rostock und im ersten Derby gegen die Bayern, als er er einen 35-m-Freistoß von Mario Basler passieren ließ, hatte der Löwen-Keeper Punkte leichtsinnig verschenkt. Nach dem mit 1:3 im Derby hatte auch Lorant die Nase von seinem Keeper voll und stellte in den letzten vier Saison-Spielen Michael Hofmann ins Tor. Dabei blieb es auch in der darauffolgenden Saison, in der Meier keinen einzigen Einsatz mehr verzeichnen konnte. Im Sommer 1999 verließ er die Löwen vorzeitig. Er wechselte in die Zweite Liga zum Absteiger Borussia Mönchengladbach.

Boddens schnellster Treffer
Es war der 9. August 1997 im Bremer Weserstadion. Kurz vor Schluss lag der SV Werder mit 3:2 gegen die Löwen in Front, die dennoch ein hervorragendes Spiel ablieferten, allein viermal das Gestänge des gegnerischen Gehäuses getroffen hatten. Werner Lorant saß enttäuscht auf der Bank, schien die Partie verloren gegeben zu haben. Da stieß ihn Ersatz-Torhüter Daniel Hoffmann an und sagte: „Mensch Trainer, tun Sie doch den Olaf noch rein.“ Gesagt, getan. Lorant wechselt Bodden ein, der sich sofort in den gegnerischen Strafraum begab. Dann das Unglaubliche: Nach einer weiten Vorlage von Peter Nowak schoss Bodden den Ball zum 3:3-Ausgleich ins Tor. Mit seiner allerersten Ballberührung! Nun war er nicht mehr zu halten. Wie ein wildgewordener Hengst rannte er zickzack über den Platz und auf die Aschenbahn, die Mitspieler konnten ihn nicht einfangen. Am nächsten Tag war der Löwen­Stürmer völlig down. Seine Krankheit des Immunsystems ließ damals schon nur noch Kurzeinsätze zu, und die Jubel-Nummer nach seinem Tor in Bremen war einfach zu viel des Guten. Bodden: „Ich war total ausgepumpt.“

Endlich wieder ein Nationalspieler
Am 15. November 1997 war es endlich so weit. Erstmals seit 22 Jahren kam wieder ein Spieler des TSV 1860 zu der Ehre, ein A-Länderspiel für Deutschland bestreiten zu dürfen. Jens Jeremies hieß der Glückliche, der bei seinem Debüt zugleich einen 3:0-Sieg gegen Südafrika feiern durfte. Der Mittelfeldspieler war ein gutes halbes Jahr später auch der erste Löwe, der für das DFB-Team bei einer Weltmeisterschaft spielte. Drei Partien machte der Jerry in Frankreich 1998 mit, ehe im Viertelfinale gegen Kroatien das Aus kam. Nach der Weltmeisterschaft wechselte Jeremies dann zum FC Bayern, was ihm die Löwen zunächst sehr übel genommen hatten. Als sein bevorstehender Transfer zu den Roten im November 1997 öffentlich geworden war, pfiffen die Zuschauer ihn beim Heimspiel gegen den 1. FC Köln gnadenlos aus. Aber der Mittelfeldspieler hing sich auch in der Folgezeit voll rein für die Löwen und besaß großen Anteil daran, dass der drohende Abstieg verhindert werden konnte. Und nach dem letzten Heimspiel gegen Schalke 04 feierten die 1860-Fans ihren Jerry frenetisch, bereiteten ihm einen tollen Abschied. Was den sonst so coolen Jeremies sogar ein paar Tränchen vergießen ließ. Als er dann ein Roter war, schaute er dennoch hin und wieder an der Grünwalder Straße vorbei. Vor allem ins Löwen-Stüberl zog‘s ihn, wegen der guten Fleischpflanzerl von Wirtin Christl Estermann.

Das Skandaltor
Gleich im ersten Heimspiel des TSV 1860 am 5. August 1997 sorgte ein Schiedsrichter-Pfiff für einen Skandal. 2:1 stand es für die Löwen gegen den Karlsruher SC zu diesem Zeitpunkt, lediglich drei Minuten waren noch zu spielen. Der KSC drückte auf den Ausgleich, als Abedi Pelé vor dem Löwen-Strafraum Markus Schroth umhaute. Schiedsrichter Michael Malbranc pfiff Foul, der Ball prallte vor die Füße von Sean Dundee, der die Kugel ins Tor schoss. Keine Aufregung bei den Sechzgern, denn jeder hatte den Pfiff gehört. Denkste! Malbranc gab das Tor, Entsetzen und Wut bei den Löwen. Obwohl in der Fernsehaufzeichnung der Pfiff deutlich vor Dundees Treffer zu hören war, erklärt der Hamburger Unparteiische hinterher: „Ich habe nicht gepfiffen.“ Etwas später gab er es zu, meinte aber: „Ich habe erst gepfiffen als der Ball im Tor war.“ Das entsprach natürlich auch nicht der Wahrheit. Der TSV 1860 protestierte gegen die Wertung des Spiels, zog vor das DFB­Sportgericht. Hier gab Malbranc dann seine dritte Version zum Besten: „Ich habe den Foulpfiff in einen Torpfiff umgewandelt.“ Irgendwann gestand aber auch er seinen Fehler ein. Daraufhin annullierte das Sportgericht die Wertung des Spiels, setzte eine Wiederholung an. Da aber wollte die FIFA nicht mitmachen. Sie bestand darauf, dass an der (wenn auch falschen) Tatsachen-Entscheidung festgehalten und das Spiel mit 2:2 gewertet wird. Für Michael Malbranc allerdings war Feierabend. Er durfte kein einziges Bundesligaspiel seit diesem Skandalabend mehr leiten.


INTERVIEW MIT MICHAEL HOFMANN

Michael Hofmann, der 14 Jahre für die Löwen das Tor hütete, war der Shootingstar und Retter in der Saison 1997/1998. Der Oberfranke bestritt insgesamt für den TSV 1860 82 Bundesliga-Spiele und 80 Partien in der Zweiten Liga, 13 Einsätze im DFB-Pokal sowie fünf internationale Spiele. Dazu kamen viele Einsätze in der Reserve-Mannschaft. 2010 wechselte er zu Jahn Regensburg, stieg mit den Oberpfälzern in die Zweite Liga auf. 2017 mit mittlerweile 45 Jahre beendete er seine aktive Karriere in der Bayernliga beim SV Pullach, spielte danach noch vier Mal für Türkgücü München, für die er auch als Torwarttrainer tätig ist.

Die Spielzeit 1997/1998 brachte Ihren Durchbruch bei den Profis – aber erst spät ...
Michael Hofmann: Ich trainierte zwar oben mit, gespielt habe ich aber in der zweiten Mannschaft. Bis zum 31. Spieltag saß ich kein einziges Mal bei den Profis auf der Bank. Deshalb stand ich bereits auf dem Absprung. Mein Zwei-Jahres-Vertrag bei den Löwen lief aus, ich führte bereits im März 1998 mit Schorsch Volkert vom 1. FC Nürnberg Vertragsverhandlungen.

Wieso lief es bei den Löwen in dieser Spielzeit nicht? Schließlich hatte man in der Saison zuvor noch den Sprung in den UEFA-Cup geschafft.
Hofmann: Es war viel Unruhe in diesem Jahr drin. Da war die Sache mit Manni Schwabl zu Saisonbeginn. In der Winterpause verließen dann Peter Nowak und Holger Fach die Löwen, Jörg Böhme und André Schneider wurden von Werner Lorant auf die Tribüne verbannt.

Nach dem Derby (1:3) gegen die Bayern am 30. Spieltag, bei dem Bernd Meier ein folgenschwerer Fehler unterlief, als er beim Stand von 0:1 den hinter ihm lauernden Carsten Jancker übersah, schlug ihre große Stunde. Wie erfuhren Sie davon?
Hofmann: Ich hatte das Derby von der Tribüne aus gesehen. Danach war frei. Am Ostersonntag bekam ich einen Anruf von kicker-Redakteur Martin Messerer. Er teilte mir mit, dass Lorant ihm kurz zuvor gesagt hätte, dass jetzt der Amateurtorwart seine Chance bekäme, weil der Verein nichts mehr zu verlieren habe. Vom Trainer selbst erfuhr ich es erst am Freitagabend vor dem Heimspiel gegen Hertha BSC, 20 Stunden vor der Partie, dass ich spielen werde.

Damals stand der TSV 1860 mit 32 Punkten auf Rang 16, einem Abstiegsplatz. Für einen Debütanten keine leichte Situation.
Hofmann: Vom Druck her war es schwierig. Auf der anderen Seite ging für mich ein Traum in Erfüllung. In der Saison 1996/1997 saß ich zweimal auf der Reservebank. Nun konnte ich endlich mein erstes Bundesliga-Spiel machen.

Sie gewannen 3:1, verließen die Abstiegsplätze. Aber bereits am darauf folgenden Wochenende mussten Sie zum punktgleichen 1. FC Köln, der ebenfalls nur einen Zähler vor Rang 16 lag. Nach 34 Minuten führten Sie 3:0, danach begann eine Abwehrschlacht. Am Ende retteten Sie der Mannschaft beim 3:2 drei immens wichtige Punkte.

Hofmann: (lacht) Davon reden sie heute noch im Löwenstüberl. In Köln habe ich Dinger rausgeholt ... – Toni Polster und Holger Gaißmayer sind verzweifelt. Danach wurde ich in „Blickpunkt Sport“ eingeladen. Und nach dem folgenden 1:0-Heimsieg über Schalke 04 hatten wir den Klassenerhalt gesichert. Für mich lief es überragend: die ersten drei Spiele alle gewonnen! Als Belohnung bekam ich vom damaligen Manager Edgar Geenen einen Vier-Jahres-Vertrag.

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Statistik 1997-1998

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