SECHZIGMÜNCHEN.
 

Blick zurück: Saison 1986/1987.

Das Löwen-Team in der Saison 1986/1987, hinten (v. li.): Hans-Werner Grünwald, Andreas Löbmann, Zdenek Prokes, Stefan Brandenburger, Thomas Renner, Edgar Engert, Stefan Jaxt, Kurt Pinkall. Mitte (v. li.): Masseur Papadimitrakis, Betreuer Hugo Hackl, Roland Kneißl, Stefan Hafner, Frank Wild, Rainer Aigner, Sascha Cyklarz, Detlef Bruckhoff, Wolfgang Leitl, Trainer Fahrudin Jusufi. Vorne (v. li.): Uwe Stächelin, Joachim Goldstein, Bernd Geesdorf, Jürgen Rollmann, Thomas Zander, Thomas Frick, Klaus Seidel, Gino Lettieri, Manuel Karrer. 

Auch vor der Saison 1986/1987 gab es ein munteres Wechselspiel beim TSV 1860 München. Mit Fahrudin Jusufi kam ein Trainer, der als Spieler Weltklasse verkörperte. Bereits Ende April war seine Münchner Zeit zu Ende. Nach der 1:2-Niederlage in Weiden wurde er entlassen. Sein Nachfolger wurde Thomas Zander, lange Jahre Torhüter des TSV 1860. Unter ihm holten die Löwen nochmals auf, verloren aber am letzten Spieltag das „Endspiel“ gegen die SpVgg Bayreuth.

Interimstrainer Dieter Kurz, der nach der Entlassung von Wenzel Halama eingesprungen war, machte im Sommer 1986 Fahrudin Jusufi. Als aktiver Fußballer war er ein Weltklasse-Verteidiger, spielte 111 Mal in der Bundesliga für Eintracht Frankfurt und war zuvor schon Trainer bei Schalke 04, Wattenscheid 09 und dem SC Charlottenburg. Zu Saisonbeginn hatte Jusufi von Präsident Karl Heckl sämtliche Freiheiten bekommen, was die Verpflichtung von seinen Wunschspielern betraf. Ob die nun Martin Tilner, Stefan Brandenburger, Jörg Schepers, Bernd Geesdorf, Klaus Wabra oder Kurt Pinkall, der immerhin schon einige Berufungen in die B-Nationalmannschaft hatte, hießen. Um nur einige zu nennen.

Heckl hatte in einem Schreiben gegenüber den Dauerkartenbesitzer eine „Kehrtwende“ und eine „völlig neue Konzeption“ angekündigt und Jusufi sprach davon, dass der TSV 1860 schon im Sommer 1987 wieder in der 2. Bundesliga spielen würde. Doch guten Fußball spielten die Löwen nur ganz selten.

Zumindest der Saisonstart glückte. Fast die gesamte Hinserie blieben die Löwen ohne Niederlage. Erst im letzten Vorrundenspiel zu Hause gegen die SpVgg Bayreuth gab’s ein 1:3. Trotzdem standen die Sechzger mit 27:9-Punkten noch einen Zähler vor den Oberfranken. Bis zur Winterpause folgten drei Siege in Folge und so ging’s als Spitzenreiter ins Jahr 1987. Präsident Heckl spendierte den Löwen vor dem Start in die Restrunde ein zehntägiges Trainingslager in Abu Dhabi.

Zurück im kalten München war Wüstensand im Getriebe. Eine Niederlage beim späteren Absteiger 1. FC Nürnberg Am. Leitete eine schwarze Serie ein. Nach diesem Spiel platzte dem Präsidenten, der sehr lange zu seinem Wunschtrainer gehalten hatte, die Hutschnur. Bei der Pressekonferenz verkündete Jusufi: „Ich wünschte, ich hätte eine solche Mannschaft wie den 1. FC Nürnberg.“

Als FCN-Amateurleiter Fritz Popp dem impulsiven Heckl ins Ohr flüsterte, dass er mit 1860 sogar aufstiege, „wenn ich die Mannschaft vom Telefon aus trainieren würde“, verlor der Präsident endgültig die Contenance. „Ja, spinn ich denn? Herr Jusufi hat sich zu Saisonbeginn seine Mannschaft zusammenstellen dürfen, wie er wollte. Alle Spieler, die er sich wünschte, wurden geholt. Von meinem Geld! Und jetzt schwärmt er plötzlich von einer Schülermannschaft wie den Nürnbergern.“

Beim Abendessen in München im „Fallmerayer Hof“ hatte Heckl sich noch immer nicht beruhigt: „Ich bin so blöd und finanziere hier meine eigenen Negativerlebnisse. Langsam komme ich mir richtig verarscht vor“, brüllte er und haute dabei auf den Tisch, dass die Kerzen umfielen und die Gläser wackelten.

Der Riss zwischen Präsident und Trainer war nicht mehr zu kitten. Dennoch blieb Jusufi zunächst weiterhin im Amt. Doch bereits drei Wochen später, nach einer 1:2-Niederlage in Weiden, wurde Jusufi entlassen. Vor dem Spiel hatte Heckl auf der Tribüne noch mit Champagner auf seinen 60. Geburtstag angestoßen, hinterher hätte er am liebsten mit der Flasche und den Gläsern um sich geworfen. „Das Ganze ist des Wahnsinns fette Beute“, brüllte er voller Zorn, nachdem die Löwen von Weiden vorgeführt worden waren. Die 1:2-Niederlage war eher schmeichelhaft.

Nachfolger von Jusufi wurde Thomas Zander, der nun Torhüter und Trainer in einer Person war. Unter ihm gewannen die Sechzger vier der folgenden fünf Spiele (eins endete unentschieden) und waren vor dem letzten Spieltag punktgleich mit Tabellenführer Bayreuth. Dort fand dann auch die letzte und entscheidende Partie statt – ein echtes Finale. Das aber für die Löwen gründlich in die Hosen ging. Sang- und klanglos gingen sie vor 17.786 Zuschauern mit 1:3 unter, das Unternehmen Aufstieg musste um ein weiteres Jahr verschoben werden.

VIDEO SpVgg Bayreuth - TSV 1860 München 3:1 (16.05.1987)


KURIOSES

Verlorene Wette
Schon nach dem Hinspiel in München waren Löwen-Präsident Karl Heckl und sein Bayreuther Kollege Hans Wölfel eine Wette um die Meisterschaft eingegangen. Der Einsatz: 10.000 Mark. Nach dem verlorenen Spiel in der Wagnerstadt überreichte Heckl süßsaurer Miene überreichte Heckl vor laufenden Fernsehkameras Wölfel zehn Tausendmarkscheine.

Der seltsame Herr Jusufi
Im Winter 1987 forderte Fahrudin Jusufi mit aller Macht, dass die Mannschaft ihr Trainingslager
in warmen Gefilden aufschlagen sollte, damit sich die Mannschaft auf optimalen Bodenverhältnissen auf die Rückrunde vorbereiten konnte. Karl Heckl ließ sich nicht lumpen, finanzierte einen Trip ins feudale Scheichtum Abu Dhabi. Was aber tat Jusufi? Er ließ die Mannschaft auf den herrlichen Fußballplätzen nie spielen, sondern setzte nur Lauftraining an. Bemerkenswert auch Jusufis Auftritt zu Saisonbeginn, als er sich der Mannschaft vorstellte. Jeder Spieler erhielt einen Zettel, auf dem sämtliche Erfolge Jusufis während seiner Laufbahn als Spieler verzeichnet waren.

Heckls Sprüche
Karl Heckl war nicht gerade Diplomatie in die Wiege gelegt. Beim Hallenturnier des FC Bayern im Januar 1987 gab er folgenden Spruch zum Besten: „Alle Löwen lachen, wenn die Bayern Pleite machen!“ Nach hämischen Pressekommentaren entschuldigte sich der Bauunternehmer. Etwa zur gleichen Zeit geriet der 1860-Präsident in die Schlagzeilen, weil er betrunken mit dem Auto durch München raste. Nach einer heftigen Beamtenbeleidigung wurde er zu einer Geldstrafe von 210.000 Mark verurteilt. Sein Kommentar: „Was stört es eine Eiche, wenn sich eine Wildsau an ihr scheuert?“


INTERVIEW MIT ANDREAS LÖBMANN

Andi Löbmann machte schon als 19-Jähriger mit zwei Toren in seinem ersten Bayernliga-Spiel auf sich aufmerksam. Der Stürmer war kein großer Techniker, stand mit der Abseitsregel auf Kriegsfuß, avancierte aber in den Jahren zusammen mit Joachim Goldstein zum Rekord-Bayernliga-Spieler der Löwen mit 222 Einsätzen (98 Tore). Nach Stationen beim FC Wettingen und Blau-Weiß Berlin kehrte er in der Saison 1992/1993 nochmals zum TSV 1860 zurück.

Herr Löbmann, was ist Ihnen aus der Bayernliga-Saison 1986/1987 in bleibender Erinnerung geblieben?
Löbmann: Zum Beispiel das Geschenk - eine Uhr im Wert von 16.000 Mark - von unserem Präsident Karl Heckl an unseren Trainer Jusufi. Der Heckl hat viel Geld gehabt und sich einige Eskapaden geleistet. Das war in dem Jahr fast gang und gäbe.

Mit der Meisterschaft hat es aber erneut nicht geklappt?
Löbmann: Ja, es war mal wieder knapp, wie immer. Am Ende hat's nicht ganz gereicht, haben zwei Punkte gefehlt. Schade! Aber verwunderlich ist das nicht. Von der Mannschaft zwei Jahre zuvor waren gerade noch Joachim Goldstein und ich im Team.

Meinen Sie, dass die fehlende Kontinuität der Hauptgrund für die ausbleibenden Erfolge war?
Löbmann: Ja, dadurch, dass wir einen Präsidenten hatten, bei dem Geld keine Rolle gespielt hat und immer wieder der komplette Kader ausgetauscht wurde, konnte überhaupt keine Mannschaft entstehen. In den sieben Jahren, in denen ich bei Sechzig gespielt habe, hatte ich zwölf verschiedene Trainer und 112 verschiedene Spieler standen im Kader. Da kann man am besten sehen, was damals für ein Durchlauf bei Sechzig war.

Jusufi musste fünf Spiele vor Saisonende gehen, unter Interimscoach Thomas Zander gewannen Sie die nächsten vier Partien. So kam es im letzten Spiel zu einem richtigen Endspiel gegen Bayreuth, das 1:3 verloren ging. Kam der Trainerwechsel zu spät?
Löbmann: Für Jusufi war es keine leichte Aufgabe. Man hat ja damals auch keinen Trainer lange arbeiten lassen. Schließlich waren wir die Gejagten in der Liga. Überall, wo wir hinkamen, herrschte Oktoberfeststimmung. Jede Mannschaft hat gegen uns 150 Prozent gegeben. Gerade am Anfang der Saison war es immer schwierig, bis sich die vielen neuen Spieler gefunden hatten. Mir ist auch jedes Jahr ein Top-Stürmer vor die Nase gesetzt worden und am Ende habe ich doch gespielt. Der Verein stand enorm unter Druck, wieder hochzukommen. Da spielten schon tolle Leute, aber es war eben ein zusammengewürfelter Haufen.

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